»2020 – Sing Blue Silver«

»2020 – Sing
Blue Silver«
Tagebuch

24.1.

Heute vor einem Monat, heute in elf Monaten.

Eingeschlafen – gar nicht so lange her, da hätte ich noch schreiben können »mit dem Hörer in der Hand« – direkt nach dem Telefongespräch mit Roe Ethridge, das ich im Dunkeln geführt hatte: liegend, Licht aus, Display auch aus, nur der Knopf meines Aufnahmegerätes leuchtete orangerot. Bei ihm war es midday, Los Angeles, Autogeräusche im Hintergrund. Roe Ethridge zündete sich eine Zigarette an.

»Could you live outside the United States?«
»Good Question«
»Did you ever?«
»No. «

Dann ging es über Poutine, Kanada. Wo ich noch nie war.

Geträumt vermutlich demzufolge von einem Restaurant, in dem es Wahnsinnsfritten gab. Ich freute mich gleich, als es losging in dem Restaurantsetting, weil ich meine kulinarischen Träume sehr mag und sehr gern sehr viele mehr davon hätte, weil wie in den erotischen Träumen, geht auch in meinen kulinarischen nie etwas schief (ist aber nichts Besonderes, glaube ich, jedenfalls habe ich noch nirgends von ekligen Essträumen gelesen).

Die Fritten in dem Traumrestaurant, das damit zum Restaurant meiner Träume wurde, waren von der Dicke, vom cut her Pommes Pont Neuf, aber halt länger, ungefähr 11 Zentimeter. Sie wurden, in Gittern aufeinander geschichtet, auf verhältnismäßig kleinen, stark spiegelnden Tellern aus weißem Porzellan serviert. Ohne Aufdruck, ich weiß nicht, wie das Traumrestaurant sich nannte. Werde es aber eines Nachts wiederfinden. (Das ist das Gute an meinen Träumen, die nur wenige Sujets kennen und von daher zu Wiederholungen gezwungen sind.) Roe Ethridge ist ein guter Name für ein Restaurant.

Beim Aufwachen freute ich mich schon wieder aufs Einschlafen. So, wie man sich an manchen Tagen beim Einschlafen aufs Frühstück freut.

Allein auf dem Bahnsteig, das gibt es hier öfter um diese Zeit früh am Morgen. Die Rolltreppe macht Geräusche. Wie ein Orchester, das Instrumente mit gläsernen Saiten stimmt.

23.1.

Theoretisch könnte es in sechs Wochen schon tatsächlich März sein. Das scheint unvorstellbar. Auch, dass es jemals wieder hell werden könnte vor halb neun. Dass jemals die Sonne wieder scheint. Gestern, kaum dass ich fertig war mit meiner Klage über die Finsternis und das Brandstättenhafte der Landschaft vor meinem Fenster, hatte es sich dort wie mit einem Schlag aufgeklart: In den Zweigen des großen Baumes saßen – ich hatte meine Brille nicht auf – mehrere Pinguine, und sonnten sich hoch in der Luft.  So sehen die hiesigen Nebelkrähen aus, wenn beim Aufplustern ihr lehmfarbenes Untergefieder zum Vorschein kommt. Bei Plustemperaturen wirken sie elegant und von ihren Farben und der vom wie lackierten Schnabel aus abwärts getuschten Form wie belgische Polizeibeamte - aber bei minus vier Grad Punktpunktpunkt (Für diesen Sketch braucht man vier bis fünf Eiswürfel. Man verbirgt sie in der hohlen Hand, die man sich auf Hüfthöhe hält, und fragt in die Runde: »Wie pinkeln Eskimos?«)

Es ist generell eine ganz schlechte Zeit, um etwas zu erleben. Die Tiere frieren. Selbst wenn sie nicht frieren, machen sie so gut wie nichts, noch nicht einmal Geräusche. Und die Menschen beeilen sich vor allem, um rasch wieder von der Erdoberfläche zu verschwinden, sodass es auch, wenn es erst hell geworden ist, so gut wie nie etwas Interessantes zu sehen gibt draußen. Und ob man sich das ehrlich wünschen sollte, dass bei einem zu Hause ordentlich was los ist – ehrlich gesagt: lieber nicht.

Abends spät dann zeigte ich Enea noch den russischen Supermarkt am Stuttgarter Platz. Für einen Schweizer ist das ein wirklich exotischer Ort. Auf der Langstraße in Zürich gibt es diverse asiatische Läden und Imbisse, aber wie die Nebelkrähen haben sich die russischen Unternehmen vor allem in Berlin angesiedelt. Den russischen Supermarkt gibt es schon ein paar Jahre, aber mittlerweile wurde er vom Farbkonzept her überarbeitet. Über den Regalen reicht ein Fries aus grellen Plakaten bis an die verspiegelte Decke. Allein das Regal mit den Würsten ist sehenswert – man bekommt nicht unbedingt Lust darauf, die Würste zu probieren. Dasselbe gilt für eine Wand aus Schütten voller Bonbons in vielen Größen: Hier reicht der Anblick der glitzernden Einwickelpapiere als Genuss. Der Alkohol, in einem russischen Supermarkt interessiert das freilich, wird in Bedienung verkauft. Wie in unseren Supermärkten in der Schweiz und in Deutschland Käse und Fleisch. Die russische Verkäuferin steht hinter ihrem Tresen in einer Nische des Marktes. Die daraufhin zuführenden Regale enthalten Weinflaschen, manche sind aus Georgien (zu erkennen an den wie von Außerirdischen im Film erdachten Schriftzeichen auf den Etiketten). Schnäpse nur auf Anfrage, beziehungsweise nach dem Beratungsgespräch. Es waren aber, was schade ist, keine Russen da, die Schnaps kaufen wollen. Es waren im Grunde überhaupt keine Russen da. Bis auf die Schnapsverkäuferin. Der Supermarkt hat 24 Stunden durchgehend geöffnet. Auch sonntags. Aber um jetzt abzuwarten, bis ein Russe kommt, den wir beim Einkaufen beobachten dürften, dazu war es uns gestern spätabends auch im Supermarkt noch zu kalt.

22.1.

Unaufhörlich begegnen sich in den gegeneinander bewegten Luftschichten Wolken mit ähnlichem Gesicht. Die Sonne taucht dahinter ab und erscheint dann wieder in einer Lücke, weiß, aus spiegelndem Material. Alles unter dem Himmel ist grau, schwarz oder bläulich, hier und da dampft oder qualmt es, so als hätte es die ganze Nacht gebrannt.

Ich kann verstehen, dass, ich weiß nicht mehr genau, wer, womöglich war’s ein Dichter ohne Namen, den Sonnenaufgang über einem Schlachtfeld mit einer Kerze Gottes beschrieben hat, die zum Ende der Nacht angezündet wird von dessen unsichtbarer Hand. Auch das Wetter, solch einen unendlich langwierigen Januar, will ich von ihm bedichtet lesen. Ich kenne bloß das Kapitel mit dem Eiszeitwinter in Orlando, als man sich noch auf Schlittschuhen aneinandervorbeifahrend kennenlernte: »Birds froze in mid-air and fell like stones to the ground«.

Dass eine Frau aus Norwich quasi explodiert sein sollte in einer Wolke aus winzigen Kristallen scheint dagegen plausibel. Es gibt diesen selbstgedrehten Film auf Youtube, da tritt der Anwohner einer sibirischen Bahnstation bei minus 60 Grad vor die Tür, um im Freien dort einen Schluck Wasser in die Luft zu speien. Der, man sieht es in diesem Film, tatsächlich noch in der Luft schwebend, gefriert. »Mid-air« und »turned visibly to powder and being blown in a puff of dust over the roofs as the icy blast struck«.

Die Zeit scheint mitgefroren. Zeit, die sich elastisch anschmiegt an die Temperatur, die gelatinös gerinnt – eine Horrorvorstellung (bitte nicht schreiben!!!). Januar, Februar, die blattlose Zeit, die fest- und freudlose auch: Für mich die reine Abfallzeit. Beim Händewaschen fällt mir auf, dass sogar meine Fingernägel langsamer wachsen. Es ist, dazu muss ich wirklich rechnen: gerade 18 Tage her, dass ich aus Frankfurt zurückgekommen bin. Mein Zeitgefühl behauptet etwas ganz anderes. Nur wenige Lichtstunden, und Dunkelheit wiegt scheinbar doppelt schwer. Mindestens.

»All ends in death«, Orlando would say, sitting upright on the ice.

21.1.

Ich saß bis weit in den Nachmittag hinein am Schreibtisch und versuchte mich auf ein Telefongespräch mit Roe Ethridge vorzubereiten. Bis dahin bloß innerlich. Den Stapel der Bücher, Galeriepublikationen und Zeitschriften hatte ich noch nicht angerührt. Die selbstgemachten Mappen, die mir die Schweizer gebracht hatten, eher durchgeschaut als studiert. Wie ließe sich der Komplex des Politischen heute, aber nicht bloß heute, am liebsten komplett, umgehen? War das überhaupt möglich?

Er ist nur drei Jahre älter als ich. Am Morgen war in Texas ein weiteres Zeichen auf der Stele von Tz’unun entziffert worden: Es weist auf einen Herrscher der Maya in der Zeit zwischen dem 7. August und dem 26. Juli hin (beides 639 vor Christus). Ich habe mich vor Jahren für den Newsletter der Entzifferungsgruppe angemeldet und lese die teils mehrmals pro Woche eintreffenden Erfolgsgeschichte sehr gern. Noch nicht einmal zur Zerstreuung. Beinahe wie eine Erzählung, in der immer wieder etwas Ähnliches passiert. Ich war auch schon mal Mitglied der Deutschen Kakteengesellschaft. War auch sehr beruhigend, deren monatliche Mitgliedernachrichten ins Haus geschickt zu bekommen und dann in der ausnehmend schön gestalteten Broschur zu lesen. In der Maya-Gruppe fragte man sich nun, um welchen Herrscher es sich gehandelt haben dürfte. Da sind ja noch tonnenweise Stelen und Steinplatten übrig, auf denen Millionen kleiner Schriftzeichen ihrer Entzifferung harren. Die Maya-Tsolkin, so nennen sich die Schriftzeichen, sind den ägyptischen Hieroglyphen von ihrem Prinzip her ähnlich, dabei aber sowohl hübscher gestaltet, aber vor allem komplexer von ihrem Verschlüsselungsgrad. Auf einer quadratischen Matrix finden sich bis zu vier Elemente, die im einzelnen zwar wiederholt auftreten, aber in ihren Kombinationen auf unterschiedliche Bedeutungen hinweisen. Die Entschlüsselungsarbekt wird zusätzlich erschwert, weil die spanischen Eroberer um Cortez the Killer den Nachfahren der Maya die spanische Sprache oktroyieren wollten. Dafür musste den Ureinwohnern die alte Sprache aberzogen werden, deren Alphabet auch mit diesen Tsolkin festgehalten ward. Um einige Laute, beispielsweise das lispelnde Zischen im Spanischen, durchdrücken zu können, wurden die Alphabete der Maya verfälscht, umgedeutet und, wo nötig: zerstört. Auslöschung der Muttersprache. Zumindest in Teilen.

»Thema für Roe Ethridge?« schrieb ich nicht an den Rand. Als Erik anrief, um mir endlich von den Fortschritten seines work in progress mit den Bleigüssen zu berichten, live, war es bereits dunkel. Er war dort in dem Haus und hatte den Ofen bereits eingeheizt. Ich konnte alles genau vor mir sehen. Es war ja gerade mal eine Woche her. Die Klappe im Boden der Küche. Der Ofen. Die Stille im Garten und der zugefrorene See vor der Tür. Ich erzählte Erik nicht, dass die Bilder Roe Ethridges, gerade drei Jahre älter als Erik und ich, von Larry Gagosian verkauft werden. In der Wikipedia steht, Roe Ethridge besitze ein Haus am Rockaway Beach (wie Klaus Biesenbach).

Wie gern wäre ich jetzt in dem schönen Haus am See gesessen bei einem köstlichen Glas vom Pfirsichwein. Erik erzählte mir neulich, dass er oft daran dächte, wie schön und vor allem unproblematisch es sich in diesem Haus vermutlich leben ließe. Ihm kämen diese Gedanken immer dann, wenn das Leben in der Stadt sich wieder einmal, wie so oft, als kompliziert darstellt. Kann ich verstehen. Sehr gut sogar. Ich hatte ja auch falsche Entscheidungen getroffen und wäre als Dechiffreur glücklich geworden.

Jan Philipp Reemtsma schreibt in seiner Erinnerung an den Keller, dass er auch noch Jahre nach seiner Freilassung aus dem Keller sich manchmal dabei ertappt fand, dass er sich nach dem Keller zurückgesehnt hatte.

20.1.

Gestern war der Techniker vom Kundendienst zweimal da, um den Kopierer zu reparieren. Die Schweizer schneiden den ganzen Tag über Fotos aus. Die Fotos finden sie in Büchern und Zeitschriften, sie bekommen aber auch Fotos zugeschickt von Fotografen, die mit einer Produktion beauftragt wurden. Sie kennen die Prozentzahlen auswendig, also um wieviel Prozent man eine Vorlage, etwas kleiner noch als eine Postkarte, vergrößern muss, um ein Vollformat DIN A4 mit umlaufend weißem Rand zu erhalten. Der Rand dabei immer gleich stark. Der wird dann in einem weiteren Arbeitsgang abgeschnitten. Die ausgeschnittenenen Motive werden in Mappen sortiert, die die Schweizer sich aus weißem Karton selbst anfertigen. Auf die Mappendeckel wird handschriftlich der Name des Fotografen gemalt. In einem weiteren Arbeitsschritt werden aus den Motiven dann Layouts zusammengestellt. Zunächst auf Tischen, bei längeren Strecken auf dem Fußboden. Diese Layouts werden dann im Computer nachgebaut. Ein verkleinerter Ausdruck der im Computer nachgebauten Layouts wird dann an einer der Styroporwände festgesteckt.

Ja, vor dreißig Jahren war das langweilig. Aber jetzt! Vor allem sieht es dann im Druck tatsächlich anders aus. Auf irgendeine Weise schlägt sich dieser Prozess im Effekt nieder. Man weiß nicht, wo, aber man sieht es. Ein Ichweißnichtwas. Wie der Klecks Ketchup in der Bloody Mary. Lässt man den weg, wird der Drink leider bloß halb so gut. Das Ketchup macht etwas, aber wir wissen nicht, was. Die Schweizer verwenden auch einen eigenen Blindtext. Nicht lorem ipsum, es handelt sich um das Protokoll eines Telefongesprächs mit einem Mann namens Brad.

19.1.

Schreiben: Ich liebe es. Und eigentlich sogar beinahe egal, was. Wie ich gestern erst feststellen durfte. Gestern verfasste ich drei kurze Texte, einen über den Kaktus, einen über die Bratwurst, einen über die Socke. Alle drei Mal war es schön gewesen, zu schreiben. Es öffnet sich vom Prinzip her dabei der immerselbe Raum, in dem ich mich aufhalte, während um mich herum dann die Zeit vergeht. Vom Geschriebenen aufschauen und es ist hell. Rainald Goetz hat mal gesagt: »Wenn es geht, ist es gut, wenn es mal nicht geht, ist es nicht gut«. Natürlich ohne das »nicht gut«. Das ließ er weg, und schaute, anstatt etwas zu sagen, vor sich hin. Aber wenn er es irgendwann vorher oder hinterher aufgeschrieben hätte, dann. Vermutlich. Etwas in der Art.

18.1.

Derzeit komme ich täglich an einem Antiquitätengeschäft vorbei, dort steht im Fenster eine afrikanische Skulptur. Sie ist in etwa einen Meter hoch und ähnelt von der äußeren Form her einem Kaktus ohne Verzweigungen (und ohne Topf). Im oberen Drittel der Form befinden sich auf der dem Fenster zugewandten Seite zwei Löcher, die, weil sie parallel und nebeneinander auf einer Waagerechten eingebracht wurden, mich an Augen denken lassen, und daraufhin erscheint mir das Ganze natürlich als Bild eines beseelten Wesens. Das Material könnte Ton sein oder eine andere Erde, jedenfalls ist es von rötlichem Hellbraun. Weder glasiert noch bemalt.

Ich habe das Geschäft noch nie betreten, bleibe aber jeden Tag zweimal vor dem Schaufenster stehen. Wenn es dunkel ist, wird die Skulptur von der Nachtbeleuchtung gelblich angeleuchtet (nicht -gestrahlt). Man würde das Lämpchen mitkaufen wollen, falls. Ich kam da gestern aus dem Lokal Zwiebelfisch, wo ich die Neue Zürcher Zeitung gelesen hatte. In den kommenden Tagen habe ich viel mit zwei Schweizern zu tun, da kommt es leicht zu Missverständnissen, also bade ich allabendlich ein bisschen in deren Sprache, um mich vom Gefühl her auf ihre Ausdrucksweisen einzustellen. Die beiden sind, sprachlich gesehen, wie Goldfische in ihrem Plastikbeutel von ihrer Schweizer Sprache umgeben und mit meinem Deutsch dringe ich nicht vollständig zu ihnen durch. Gestern fragte Beda, dabei eine der eigens für ihn aufgestellten Styroporwände abschreitend, an der schon zig ausgeschnittene Schriftproben und Zeitschriftenseiten beispielhaft hingen, nach einer Nadel, dabei erzählte ich ihm, dass ich neulich vor dem Haus eines Mannes gestanden hatte, einem Uhrmacher, der als Erfinder der Reißzwecke gilt.
»Was ist Reißzwecke?«, fragte der Schweizer. Und lächelte nach meiner Erläuterung in sich hinein. Enea, der andere Schweizer, schaute mich ausdruckslos an.

Bei der Zeitungslektüre genügt beinahe schon ein einziger Satz. Gestern beispielsweise auf der Titelseite im Vorspann zu einer Randspalte: »Trump spricht im Interview mit europäischen Zeitungen«. Nicht »Bild« und »Times«, sondern europäische Zeitungen. Das rückt alles zurecht. Der Satz würde vermutlich noch stärker wirken, wenn ich ihn in einem Lokal in Freiburg gelesen hätte, wo die Schweiz schon ganz nahe scheint, vor allem räumlich. Er funktioniert aber auch noch am Savignyplatz in Berlin. Es gibt Menschen, die halten die Schweizer Sprache für eine Art Dialekt des Deutschen. Dann könnte ich mir das abendliche Sprachbad sparen. Auf einer Folgeseite, noch immer im Politikteil, fand sich eine ganzseitige Erzählung von den Straßenrestaurants in Singapur: »Tische und Hocker sind profan und am Boden festgeschraubt; für Kinder sind das ideale Turngeräte. Eine Zuordnung der Plätze zu einer bestimmten Küche gibt es nicht. Es herrscht Selbstbedienung. Ventilatoren blasen, Plasticgeschirr klappert. Angestellte räumen die verschmierten Teller ab und schieben sie auf Servierwagen in die Küche. Kinder schreien, und sporadisch heulen Mixer auf. Die Luft ist voller Dämpfe und scharfer Gerüche, es ist überall feucht und nass. Im Neonlicht glänzen die braun-grillierten Gänse fettig, daneben liegen blasse, rohe Hähnchen. Grosse Schweinsstücke versperren wie ein fleischiger Vorhang die Sicht auf Töpfe und Bratpfannen.« Ein Meisterwerk. Ganz klar. Als Objekt abgesandt aus einer Galaxie im außereuropäischen Weltraum.

Der große See friert jetzt zu. Die Verkehrsschiffe hinterlassen gurgelnde Geräusche.

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