»2020 – Sing Blue Silver«

»2020 – Sing
Blue Silver«
Tagebuch

14.5.2019

Nachdem es jetzt zehn Tage lang nur geregnet hatte, war gestern zum ersten Mal wieder klarer Himmel beschieden. Die Farben des Züricher Stadtwappens: genau dieser Blauton, dazu das Weiss von den Wolken. Am Abend zeigte sich über meinem Fenster mit einem Mal ein Vlies aus den Wolken; das wurde minütlich dünner und zog sich gespinsthaft auseinander, plötzlich, da kam ich gerade aus der Küche zurück, hatte es sich vor dem lupenreinen Blau in eine einzige, zeppelinförmige Wolke zusammengezogen. Und die wurde vom Uetliberg her von den Strahlen der untergehenden Sonne her angeleuchtet.

Ich spüre die Ungeduld der Leute. Sie deuten in den Himmel und fragen laut, was das soll. Zu dieser Jahreszeit! Vor zwei Tagen gab es am frühen Morgen vor dem Rathaus eine Versammlung von Demonstranten, die forderten über Megaphone die Ausrufung des Klimanotstandes.

Gestern trat plötzlich Yves zu mir in den Raum, ich mag ihn so gerne, er lächelt so schön, und sagte «Ciao, ich reise jetzt in Dein Land.» Er sollte dort den Andruck des neuen Prachtbandes von François Halard begutachten. Der wird freilich in Deutschland gedruckt, denn die Dienstleistungen der Schweizer Druckereien können sich nicht einmal mehr die Schweizer leisten.

François selbst sass mir dann heute den ganzen Tag gegenüber, wo normalerweise nur die Messer und die Lineale liegen. Und schrieb mit einer Engelsgeduld ganze Din-A-4-Seiten ab von Hand. François hat eine unglaublich schöne Handschrift. Werentwegen er seit neuestem vom Studio als Handschriftenspezialist angestellt wird. Das war jahrelang die Aufgabe von Alexis Saile, aber Yves hat mir verraten, dass der mittlerweile eine Ladehemmung hat und nur noch auf jahrelange Vorbestellung liefern kann.

Ich fragte François, ob die Geschichte denn stimmt, die, mit seinem allerersten Job. Und er sagte «Mais oui, das stimmt. Ich war dreizehn Jahre alt und wollte unbedingt Fotograf werden. Ich bekam diesen Job als Assistent eines Fotografen, der war auf Nacktaufnahmen spezialisiert. Und er sagte zu mir: öle sie ein. Und als ich das gut gemacht hatte, durfte ich Kirschen kaufen gehen auf dem Markt. Meine Aufgabe war es, die Kirschen einzeln auszusuchen, damit ihr Farbton zu den Farbtönen der Lippenstifte passt.»

13.5.2019

Meine Zeit hier ist nun beinahe vorüber. Irgendwann neulich machte ich mir einen Kaffee im Studio und nebenan konnte ich zwei meiner Schweizer Kollegen belauschen, die sich eine witzige Situation nacherzählten. Sie lachten laut dabei und ahmten sogar die Beteiligten nach. Da wusste ich, dass ich hier angenommen war; dass ich nicht mehr, wie in den über zwanzig Jahren jetzt zuvor als ein Fremdkörper wahrgenommen wurde, sondern dass es egal war, ob ich ihnen bei Privatgesprächen zuhören konnte.

Eine Theorie der Schweiz ist bislang ungeschrieben. Der Vorurteile gibt es viele. Im Folgenden will ich versuchen, einiges klarzustellen, weil ich, wie gesagt nach über zwanzig Jahren, so denke ich: einiges über die Geheimnisse des Schweizerischen herausgefunden habe, das Bestand haben dürfte. Wer den Kopf herausstreckt, sollte begründen können, weshalb er sich traut. Ich denke, dass es meine Herkunft aus Schwaben ist, die mir ein besseres Verstehen der Schweizer Gepflogenheiten ermöglichen kann. Vor tausend oder noch mehr Jahren, also lange vor der Gründung der Schweiz am 1. August 1291 waren wir womöglich ein Volk, die Nordschweizer und die Schwaben. Jedenfalls denke ich immer an die Kuckucksuhren, die angeblich im Winter in die Hügelzüge des Schwarzwaldes ausgetragen wurden von schweizer Bauern im Winter. Oder war es vielleicht auch andersherum; beidseitig? Bei Baden-Baden haben wir ein Museum für Uhrwerke. Muss demnächst mal wieder hin.

1.  Wie Schwaben und das Schwäbische ist die Schweiz und das Schweizerische nur vor dem Hintergrund eines Agrarvolkes zu verstehen. Das ist der Ursprung. Und er ist nicht vergessen. Er ist tief eingedrungen in die Begriffe, er bestimmt sämtliches Handeln bis heute. Das Wetter ist hier gottgleich zu setzen. Es kann die Ernte reich ausfallen lassen, kann sie aber auch vernichten. Im Gegensatz zu vielen anderen Nationen, bedeutet es in der Schweiz keine Einfallslosigkeit, das Wetter zu loben. Im Gegenteil, ein Lob des Wetters, auch eine Fürbitte ist hier stets willkommen. Abstrahiert vom tatsächlichen Wettergeschehen wirkt in der Schweiz der Kompromiss. Man sagt, die gesellschaftliche Praxis wäre ein Abbild des politischen Systems, einer einmaligen Mischform aus direkter Demokratie und Parlamentarismus, die zuförderst die Langwierigkeit, positiver ausgedrückt: das Nachdenken beinhaltet. Wer neu ist in einem System aus schweizer Auftraggebern und schweizer Kunden wird sich sehr vermutlich fragen, wie überhaupt Entscheidungen getroffen werden? Dieses Fragezeichen ist übrigens aus deutscher Perspektive gesetzt. Aus der schweizerischen betrachtet steht dort ein Punkt. Der Prozess, zu einer idealen Lösung zu finden, läuft hier über drei Stufen ab: zunächst wird eine a priori als konfrontativ empfundene Vorschlagsvariante präsentiert. Die wird meistenfalls abgelehnt. Am nächsten Morgen dann aber, wenn sich sämtliche daran beteiligte Gewerke beraten haben, steht ein Entschluss, der im überwiegenden Maße die anfänglich präsentierte Lösung akzeptiert. Und die dritte Massnahme liegt dann an einem selbst.

Ich habe, wie oft schon erzählt, einige Zeit meines Lebens in Äthiopien gelebt. Ebenfalls eine Nation vieler Sprachen, ebenfalls extrem stark agrarisch geprägt. Das System der Einigung dort war vergleichbar mediatorisch. Sobald es auch nur den geringsten Anschein einer Unzufriedenheit gab, setzten sich Vertreter sämtlicher Parteien, oft auch unter Hinzubitten uralter Weisen, an einen runden Tisch—der dort übrigens auch immer rund zu sein hatte—, um eine allgemein verträgliche Lösung des Konfliktes auszudiskutieren. 

Wenn man Landwirtschaft betreibt, womöglich noch im Hochland, wie in der Schweiz, wie in Äthiopien, ist diese langwierige Praxis einer Sicherung von Solidarität lebensnotwendig. 

Diese beinahe autochthone Verwurzelung der Schweizer in ihrem Erfolgsgeheimnis als Kulturnation, die in einem Zeitschriftenartikel beschrieben wurde mit «Wie konnte aus einem Steinhaufen in nur 150 Jahren das reichste Land der Welt werden?» teilt sich dem erstmalig in der Schweiz tätigen Mitarbeiter vor allem in den Umgangsformen mit: Man erhält keine Anweisungen. Man trifft auf eine exzellent vorbereitete Clientèle, die einem durch Gesten, mit Vorbereitetem vor allem mitteilt, was man für sie tun könnte. Sie ernähren einen gut, lenken dich sachte. Man agiert gemeinsam auf dem Einverständnis, dass man im Einvernehmen die besten Erträge erzielt. Aus Deutschland kommend, in meinem Fall, hat man bei Erledigung dieser Arbeit auch ein permanent schlechtes Gewissen. Ganz einfach, weil man dabei glaubt, das könnten die doch eigentlich selbst genauso gut.

Aber das können sie nicht. Beziehungsweise: sie wollen es nicht.

2. Die Stadt Zürich hat einen Ausländeranteil von 33 Prozent. Die Stadt zählt auch die höchste Porsche-Dichte der Welt. Arbeit schändet zwar nicht, aber man macht sie nur gern in Maßen. Vorangehender Satz könnte in Schweizer Publikationen nicht veröffentlicht werden, weil man hierzulande das ß nicht druckt (und dann stünde dort Massen, also genau das Gegenteil!)

Aber davon abgesehen ist das Mass das Mass aller Dinge in der Schweiz. Wenn man hier längere Zeit seines Lebens verbringt, bekommt man allmählich Lust auf etwas, das nicht gelungen sein könnte. Damit werden einen die Schweizer verlässlich enttäuschen. Diese Perfektion im gesellschaftlichen Getriebe führt freilich zu einer Überreiztheit, hinsichtlich der Fährnisse des Alltags. Der Schweizer muss permanent beschwichtigt werden. Das passiert auch überall und ständig, aber für den Zugereisten bleibt das Bild einer auf Zinne gekämmten Nation.

Die App lädt nicht, die Tram hatte eine Kollision? All diese in benachbarten Nationen alltäglichen Zwischenfälle scheinen hier gut zum Anlass für ein kollektivierendes Ausrasten. Die Selbstmordrate ist ebenfalls hoch. Und Zürich hat, verglichen mit Manhattan, eine weitaus höhere Anzahl von Psychotherapeuten und -analytikern, vulgo Shrinks.

3. Der Umgang mit Geld interessiert natürlich. Etwa 3500 Milliarden der insgesamt über siebentausend in der Schweiz verwalteten Franken stammen von ausländischen Geldgebern. Man kann gar nicht anders, als die Schweizer, speziell in Zürich als Geldexperten anzuschauen. Gezahlt wird hier trotz der hohen Rechnungssummen eher beiläufig, es scheint beinahe lästig und es könnte in naher Zukunft sogar so vorstellbar werden, dass sämtliche Geschäfte während des Aufenthaltes in der Schweiz zahlungsfrei abgehandelt werden (beispielsweise, weil bei dem Betreten der Schweiz ein gewisser Betrag gezahlt werden muss, der schon sämtliche Zahlungen beinhaltet wie in Bhutan und die Einwohner vergleichbar mit dem Zürisack, dem hiesigen Müllbeutel, eine Art Generalplakette auf sämtliche Dienstleistungen erwerben können).

4. Die Schweiz ist eine oral culture. Neulich kam ich an dem Gebäude vorbei, in dem die Redaktion des Idiotikons firmiert. Am Lexikon der Schweizer Deutschen Sprache wird ja jetzt schon seit beinahe hundert Jahren gearbeitet. Bislang sind 16 Bände erschienen, der siebenzehnte lässt auf sich warten. Ich bin mir total sicher, dass die Arbeit dort supergründlich durchgeführt wird. Aber wo gibt es das sonst noch, in Europa: Ein Volk, das seine Sprache nicht definiert? Und das ist dann vermutlich auch der Grund für zweierlei: dass man für schreiberische Aufgaben sich lieber jemand aus dem deutschsprachigen Ausland holt (als ich neulich mit Boris Blank parlierte, sagte der zu Beginn «Soll ich auf Schriftdeutsch reden?»—entschied sich aber daraufhin, im Zürideutsch zu mir zu sprechen). Das geschriebene Wort ist die Totenmaske des im Schweizer Deutsch Gesprochenen. Von daher womöglich die hiesige Liebe zur Typografie.

5. Kritik und Humor: Beides gleich schwierig. Hat man, das ist mir tatsächlich passiert, auf einer gemeinsamen Autofahrt, Google versehentlich auf eine Routenplanung zu Fuss eingestellt, wird niemand etwas sagen. Aber wenn man einen Fehler macht, der einem anderen Menschen nicht hätte passieren können, einen also, der sich nicht auf den Umgang mit einer übermenschlichen Autorität wie Google, Wetter oder Gott bezieht, wird man in der Schweiz hart kritisiert. Da fallen womöglich so gut wie keine Worte. Aber man hat sich als unzuverlässig erwiesen. Und ein Verlassen auf Unzuverlässige kann, insbesondere beim Bergsteigen, tödlich sein.

Mon séjour ici est presque terminé. L’autre jour, je me suis fait un café dans le studio et à côté, j’ai pu écouter deux de mes collègues suisses raconter une drôle de situation. Ils riaient fort et imitaient même les personnes impliquées. Alors j’ai su que j’étais accepté ici ; que je n’étais plus perçu comme un corps étranger, comme je l’avais été pendant plus de vingt ans, mais que peu importait si je pouvais les écouter dans des conversations privées.

Une théorie de la Suisse n’a pas encore été écrite. Les préjugés sont nombreux. Dans ce qui suit, je vais essayer de clarifier quelques points, parce que, comme je l’ai dit après plus de vingt ans, je pense : j’ai découvert quelques choses sur les secrets de Swiss, qui devraient durer. Quiconque sort la tête en l’air devrait être capable d’expliquer pourquoi il ose. Je pense que c’est mon origine souabe qui me permet de mieux comprendre les coutumes suisses. Il y a mille ans ou plus, bien avant la fondation de la Suisse le 1er août 1291, nous étions probablement un seul peuple, les Suisses du Nord et les Souabes. En tout cas, je pense toujours aux coucous qui étaient censés être transportés dans les collines de la Forêt-Noire en hiver par les paysans suisses. Ou était-ce peut-être l’inverse, des deux côtés ? Près de Baden-Baden, nous avons un musée de l’horlogerie. Je dois y retourner bientôt.

Comme la Souabe et le Souabe, la Suisse et la Suisse ne peuvent être comprises que dans le contexte d’une nation agraire. C’est l’origine. Et il n’est pas oublié. Il a pénétré profondément dans les concepts, il détermine toutes les actions jusqu’à aujourd’hui. Le temps ici est divin. Elle peut enrichir la récolte, mais elle peut aussi la détruire. Contrairement à beaucoup d’autres pays, il n’est pas inimaginable en Suisse de faire l’éloge du temps qu’il fait. Au contraire, un éloge du temps, aussi une intercession est toujours la bienvenue ici. Abstrait de la météo actuelle en Suisse, le compromis fonctionne. On dit que la pratique sociale est un reflet du système politique, un hybride unique de démocratie directe et de parlementarisme, qui favorise la longueur, plus positivement exprimée : la réflexion. Qui est nouveau dans un système de clients suisses et les clients suisses se demanderont très probablement comment les décisions sont prises ? D’ailleurs, ce point d’interrogation est posé d’un point de vue allemand. D’un point de vue suisse, il y a un point. Le processus de recherche d’une solution idéale se déroule en trois étapes : tout d’abord, une variante a priori perçue de la proposition conflictuelle est présentée. Dans la plupart des cas, cette demande est rejetée. Mais le lendemain matin, lorsque tous les corps de métier concernés se sont consultés, une décision est prise qui accepte à une écrasante majorité la solution initialement présentée. Et la troisième mesure dépend alors de vous.

Comme je l’ai souvent dit, j’ai vécu en Éthiopie pendant une partie de ma vie. C’est aussi une nation aux multiples langues, également extrêmement agraire. Le système d’unification y était comparativement médiateur. Dès qu’il y a eu la moindre apparence de mécontentement, les représentants de toutes les parties, souvent avec l’aide d’anciens sages, se sont assis à une table ronde - qui, soit dit en passant, devait toujours être là - pour discuter d’une solution généralement acceptable au conflit.

Si l’agriculture est pratiquée, éventuellement dans les hauts plateaux, comme en Suisse, comme en Ethiopie, cette pratique prolongée de solidarité est vitale.

Cet enracinement presque autochtone des Suisses dans le secret de leur succès en tant que nation culturelle, décrit dans un article de magazine comme «Comment un amas de pierres peut-il devenir le pays le plus riche du monde en 150 ans à peine?» Aucune instruction n’est donnée. On rencontre une clientèle très bien préparée qui, par ses gestes et ses préparatifs, nous dit ce que l’on peut faire pour elle. Ils vous nourrissent bien, vous guident doucement. On agit ensemble en partant du principe que l’on obtient les meilleurs résultats d’un commun accord. Venant d’Allemagne, dans mon cas, on a aussi une conscience de culpabilité permanente quand on fait ce travail. Tout simplement parce que vous pensez qu’ils pourraient le faire tout aussi bien eux-mêmes.

Mais ils ne peuvent pas faire ça. Ou plutôt : ils n’en veulent pas.

2 La ville de Zurich compte 33 pour cent d’étrangers. La ville possède également la densité Porsche la plus élevée au monde. Le travail ne profane pas, mais les gens aiment le faire avec modération.

Mais en dehors de cela, la mesure est la mesure de toutes les choses en Suisse. Si vous passez une longue période de votre vie ici, vous ressentirez progressivement le désir de quelque chose qui n’aurait peut-être pas réussi. Les Suisses vous décevront en toute confiance. Cette perfection dans la transmission sociale conduit certainement à une surexcitation face aux dangers de la vie quotidienne. Les Suisses doivent être apaisés en permanence. Cela arrive partout et tout le temps, mais pour le nouveau venu, l’image d’une nation peignée sur un pinacle demeure.

L’application ne se charge pas, le tram a eu une collision ? Tous ces incidents quotidiens dans les pays voisins semblent être une bonne raison pour une panique collectivisante. Le taux de suicide est également élevé. Et Zurich a, par rapport à Manhattan, un nombre beaucoup plus élevé de psychothérapeutes et d’analystes, vulgo Shrinks.

3 Bien sûr, il est intéressant de traiter avec de l’argent. Environ 3500 milliards des plus de sept mille francs administrés en Suisse proviennent de donateurs étrangers. On ne peut s’empêcher de considérer les Suisses, surtout à Zurich, comme des experts financiers. Malgré les sommes d’argent élevées en jeu, le paiement ici est plutôt occasionnel, il semble presque ennuyeux et dans un avenir proche, il pourrait même devenir tellement concevable que toutes les affaires pendant le séjour en Suisse seront traitées sans paiement (par exemple, parce que lors de l’entrée en Suisse un certain montant doit être payé qui comprend déjà tous les paiements comme au Bhoutan et les habitants comparables avec le Zürisack, le sac à déchets local, peuvent acquérir une sorte de badge général sur toutes les prestations).

4 La Suisse est une culture orale. Récemment, j’ai passé devant le bâtiment où se trouve la rédaction de l’Idiotikon. L’encyclopédie de la langue suisse allemande est en cours d’élaboration depuis près d’un siècle. Jusqu’à présent, 16 volumes ont été publiés, le dix-septième est encore long à venir. Je suis absolument certain que le travail sera effectué d’une manière superficielle. Mais où d’autre cela existe-t-il en Europe : un peuple qui ne définit pas sa langue ? Et c’est probablement la raison de deux choses : que les gens préfèrent faire venir quelqu’un des pays germanophones pour écrire (mais quand j’ai parié Boris Blank l’autre jour, il a décidé au début de me parler en zürideutsch, „Est-ce que je parle en allemand écrit ?) L’écrit est le masque mortuaire de ce qui est parlé en suisse allemand. D’où peut-être l’amour local de la typographie.

5. la critique et l’humour : les deux sont tout aussi difficiles. Si, comme cela m’est arrivé, vous avez accidentellement mis Google sur une planification d’itinéraire à pied lors d’un voyage en voiture commun, personne ne dira rien. Mais si vous faites une erreur qui n’aurait pas pu arriver à une autre personne, une erreur qui n’a rien à voir avec une autorité surhumaine comme Google, la météo ou Dieu, on vous critique durement en Suisse. Peut-être qu’il n’y a presque pas de mots. Mais ils se sont révélés peu fiables. Et compter sur le manque de fiabilité, surtout en alpinisme, peut être fatal.

Il mio tempo qui è quasi finito. L’altro giorno mi sono fatto un caffè in studio e l’altro giorno ho potuto ascoltare due dei miei colleghi svizzeri che raccontavano una situazione divertente. Hanno riso ad alta voce e hanno persino imitato le persone coinvolte. Poi sapevo di essere stato accettato qui; che non ero più percepito come un corpo estraneo, come lo ero stato per più di vent’anni, ma che non importava se potevo ascoltarli durante le conversazioni private.

Una teoria della Svizzera non è stata ancora scritta. Ci sono molti pregiudizi. Di seguito cercherò di chiarire alcune cose, perché, come ho detto dopo più di vent’anni, penso: ho scoperto alcune cose sui segreti della Svizzera, che dovrebbero durare. Chiunque sporga la testa dovrebbe essere in grado di spiegare perché osa. Penso che sia la mia origine sveva che mi può dare una migliore comprensione dei costumi svizzeri. Mille o più anni fa, molto prima della fondazione della Svizzera il 1° agosto 1291, eravamo probabilmente un solo popolo, la Svizzera settentrionale e gli Svevi. In ogni caso, penso sempre agli orologi a cucù che in inverno sarebbero stati portati sulle colline della Foresta Nera da contadini svizzeri. O forse è stato il contrario, da entrambe le parti? Nei pressi di Baden-Baden abbiamo un museo dell’orologeria. Deve ripartire presto.

Come la Svevia e la Svevia, la Svizzera e gli svizzeri possono essere compresi solo nel contesto di una nazione agricola. Questa è l’origine. E non viene dimenticata. Ha penetrato profondamente nei concetti, determina tutte le azioni fino ad oggi. Il tempo qui è divino. Può rendere ricco il raccolto, ma può anche distruggerlo. A differenza di molte altre nazioni, in Svizzera non è inimmaginabile lodare il tempo. Al contrario, un elogio del tempo, anche un’intercessione è sempre benvenuta qui. Astratto dal tempo reale in Svizzera, il compromesso funziona. Si dice che la pratica sociale è un riflesso del sistema politico, un ibrido unico di democrazia diretta e parlamentarismo, che promuove la lunghezza, più positivamente espressa: la riflessione. Chi è nuovo in un sistema di clienti svizzeri e i clienti svizzeri si chiederanno probabilmente come vengono prese le decisioni? A proposito, questo punto interrogativo è fissato da una prospettiva tedesca. Dal punto di vista svizzero, c’è un punto di vista. Il processo di ricerca di una soluzione ideale si svolge in tre fasi: in primo luogo, viene presentata una variante di proposta conflittuale percepita a priori. Nella maggior parte dei casi, questo viene respinto. La mattina seguente, tuttavia, quando tutti i mestieri coinvolti si sono consultati a vicenda, si giunge a una decisione che accetta a stragrande maggioranza la soluzione inizialmente presentata. E la terza misura dipende da te.

Come ho detto spesso, ho vissuto in Etiopia per una parte della mia vita. Anche una nazione di molte lingue, anche estremamente agraria. Il sistema di unificazione vi era comparabile mediatoriale. Non appena c’era anche la minima manifestazione di insoddisfazione, i rappresentanti di tutte le parti, spesso con l’aiuto di antichi saggi, si sedettero ad una tavola rotonda - che, tra l’altro, doveva sempre essere lì intorno - per discutere una soluzione generalmente accettabile al conflitto.

Se si pratica l’agricoltura, possibilmente negli altipiani, come in Svizzera, come in Etiopia, questa lunga pratica di solidarietà è di vitale importanza.

Questo radicamento quasi autoctono degli svizzeri nel segreto del loro successo come nazione culturale, che è stato descritto in un articolo di una rivista come »Come può un mucchio di pietre diventare il paese più ricco del mondo in soli 150 anni?« Non vengono date istruzioni. Si incontra una clientela ottimamente preparata che, con i gesti e il preparato, racconta quello che si potrebbe fare per loro. Ti nutrono bene, ti guidano delicatamente. Si agisce insieme a patto di raggiungere i migliori risultati di comune accordo. Venendo dalla Germania, nel mio caso, si ha anche una coscienza permanentemente colpevole quando si fa questo lavoro. Semplicemente perche‘ pensi che potrebbero farlo altrettanto bene anche loro stessi.

Ma non possono farlo. O meglio: non la vogliono.

2 La città di Zurigo ha una quota del 33% di stranieri. La città ha anche la più alta densità di Porsche al mondo. Il lavoro non profana, ma alla gente piace farlo con moderazione.

Ma a parte questo, la misura è la misura di tutte le cose in Svizzera. Se passi molto tempo della tua vita qui, sentirai gradualmente il desiderio di qualcosa che potrebbe non avere avuto successo. Gli svizzeri vi deluderanno in modo affidabile. Questa perfezione nella trasmissione sociale porta certamente ad un’eccitazione eccessiva rispetto ai pericoli della vita quotidiana. Gli svizzeri devono essere permanentemente tranquillizzati. Ciò accade ovunque e in ogni momento, ma per il nuovo arrivato rimane l’immagine di una nazione pettinata su un pinnacolo.

L’app non si carica, il tram ha avuto una collisione? Tutti questi incidenti quotidiani nei paesi vicini sembrano essere una buona ragione per un freak collettivo. Anche il tasso di suicidi è alto. E Zurigo ha, rispetto a Manhattan, un numero molto più alto di psicoterapeuti e analisti, vulgo Shrinks.

3 Naturalmente, trattare con il denaro è di interesse. Circa 3500 miliardi degli oltre settemila franchi amministrati in Svizzera provengono da donatori stranieri. Non si può fare a meno di guardare gli svizzeri, soprattutto a Zurigo, come esperti di denaro. Nonostante le ingenti somme di denaro in questione, il pagamento qui è piuttosto casuale, sembra quasi fastidioso e nel prossimo futuro potrebbe anche diventare così concepibile che tutte le attività commerciali durante il soggiorno in Svizzera saranno gestite senza pagamento (ad esempio, perché quando si entra in Svizzera deve essere pagato un certo importo che include già tutti i pagamenti come in Bhutan e gli abitanti paragonabili allo Zürisack, il sacco della spazzatura locale, possono acquistare una sorta di badge generale su tutti i servizi).

4 La Svizzera è una cultura orale. Recentemente ho passato l’edificio in cui opera la redazione dell’Idiotikon. L’enciclopedia della lingua svizzera tedesca è in fase di sviluppo da quasi cento anni. Finora sono stati pubblicati 16 volumi, il diciassettesimo è in arrivo da molto tempo. Sono assolutamente certo che il lavoro sarà svolto in modo superspiegabile. Ma dove altro esiste in Europa: un popolo che non definisce il suo linguaggio? E questo è probabilmente il motivo di due cose: che la gente preferisce avere qualcuno dai paesi di lingua tedesca per scrivere (ma quando ho parato Boris Blank l’altro giorno, ha deciso all’inizio di parlarmi in Zürideutsch, „Devo parlare in tedesco scritto?) La parola scritta è la maschera mortale di ciò che si parla in svizzero tedesco. Da qui forse l’amore locale per la tipografia.

5. critica e umorismo: entrambi ugualmente difficili. Se, come è successo a me, avete accidentalmente impostato Google su una pianificazione del percorso a piedi in un viaggio in macchina comune, nessuno dirà nulla. Ma se commettete un errore che non sarebbe potuto accadere a un’altra persona, che non ha a che fare con un’autorità sovrumana come Google, il meteo o Dio, siete criticati duramente in Svizzera. Forse non ci sono quasi nessuna parola. Ma si sono rivelati inaffidabili. E affidarsi all’inaffidabilità, soprattutto nell’alpinismo, può essere fatale.

12. Mai. 2019

Es ist Sonntag, und ich sass in meiner Mittagspause vor dem Volkshaus, als das Folgende sich zugetragen hat: Ein silbriger Mercedes Benz aus den späten siebziger Jahren bog ein in die Strasse am Helvetiaplatz und bremste dann bis auf Schrittgeschwindigkeit herunter. Die Fenster waren heruntergekurbelt und aus dem Autoradio schallte Hava Nagila. Dies Volkslied abspielend, dabei mit dem linken Arm, eine Zigarre zwischen den Fingern, rhythmisch aus dem Wageninneren gestikulierend, rollte der Daimler in Richtung Stauffacher, auf den Paradeplatz zu.

Für mich bleibt es mysteriös, warum die Schweiz so flachbrüstig ist hinsichtlich Literatur.

11.5.2019

Eine Geschichte von «universaler Niedertracht» (Borges), die in der NZZ heute berichtet wurde: In Gelden am Niederrhein haben bislang Unbekannte zwei Bienenstöcke umgekippt und die Tiere mit einer Mixtur aus Chlorpulver, Lackfarbe und Duschgel vergiftet. 140 000 Bienen sind bei dem Anschlag ums Leben gekommen. Das sind zehn Völker. Bei einem Mediangewicht von 82 Milligramm einer Arbeiterbiene wiegt der Leichenberg des Völkermordes gerade mal mehr als ein Kilogramm. Eine leichte Fracht. Aber wer macht so etwas, frage ich mich. Zumal die verwendete Mixtur nach Einschätzung der untersuchenden Kriminalbeamten mit Bedacht verwendet wurde, da die Substanzen von klebrigem Duschgel und Lack die Völker aus den umgestossenen Stöcken getrieben haben, wo sie dann in der Einflugschneise mit den Chlormolekülen behaftet wurden, mit denen sie bei ihrer waidwunden Rückkehr zum Schwarm weitere Artgenossen töteten. 

In den Genfer Konventionen fällt diese Taktik unter Perfidie.

In «More Than Honey», dem Film von Markus Imhoof gibt es eine unvergessliche Szene, in der ein Schweizer Imker feststellen muss, dass seine Völker von einer unheilbaren Krankheit befallen sind. Um den restlichen Bestand zu retten, entschliesst er sich zur Einschläferung der befallenen Völker. Der Tod der Insekten rührt ihn zu Tränen. Diese Dokumentation sei anempfohlen.

10.5.2019

Die erste Aprikose des Jahres. Immerschon etwas ganz besonders für mich. Andere Früchte esse ich lieber, aber der Anblick der Aprikose und dazu der innere Wohlklang ihres Namens, das Wortbild ist für mich eins mit ihrer Gestalt. Diese herrliche Form, die marzipanhafte Mattigkeit ihrer Oberfläche, auf der die Farbtöne wie mit Airbrush draufgeblasen ineinander übergehen. Sogar die Grösse der Aprikose erscheint mir ideal.

9.5.2019

Ich wurde heute zum ersten Mal in meinem Leben ganz allein ausgesandt, um unsere Strecken zu präsentieren. Und es war in beiden Fällen ein voller Erfolg. Man redete jeweils in Schweizer Deutsch zu mir. Zwar gab es bei dem Portfolio von Walter Pfeiffer Beschwerden seitens der Confiserie Sprüngli, weil die jetzt plötzlich nicht mehr präsent sein wollten (auf den Fotos von Walter sieht man hauptsächlich halbnackte Knaben mit ausgestopften Schwänen, auf denen die Schachteln der Confiserie drapiert sind), aber der Kunde schüttelte den Kopf. Und Martin rief: Wir wagen es! Und wenn sie uns verklagen, wird der Skandal umso grösser. Denn der einzig mögliche Einwand tönt homophob. Und das passt nicht zu meiner Message von einem liberalen Zürich!

Anyway: Das schaut alles derart grossartig aus. Und am Himmel treiben die Wolken ganz schnell übers Blau.

8.5.2019

Christian schrieb «Dein Eintrag: Uff» Was heisst das übersetzt aus der Netzsprache? Irgendwas mit Überforderung. Aber ich kann halt nicht loslassen von meiner Begeisterung, beispielsweise von der Site https://www.patrimoineculinaire.ch Da ist doch jeder einzelne Text hervorrragend geschrieben. Das ist doch genau das, was es bei uns nicht gibt. Diese Liebe zum Detail und die Hingabe. Und die es wahrscheinlich auch niemals geben wird. Aber wie willst Du eine Kultur behaupten, wenn Du dich andauend fragst, ob das jetzt zu weit geht, mit einer literarisch wertvoll gefassten Beschreibung von Würsten (die wir ja in Deutschland sehr wohl auch haben).

Also meint «Uff» wohl auch Maulhalten. Wir warten halt bloss schon so lange. Und mir geht es so, dass ich jetzt so langsam nicht mehr glaube, dass es überhaupt noch passiert.

Es schifft hier wie aus Kübeln. Der Luftdruck liegt bei 950 Hektopascal.

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