»2020 – Sing Blue Silver«

»2020 – Sing
Blue Silver«
Tagebuch

21.9.2019

Übers sogenannte Wochenende krank: ist eine lehrreiche Veranstaltung. Wie ich finde. Nachdem ich gestern früh noch frohlocken wollte, scheint jetzt der Herd noch um eines tiefer gerutscht, in meine Bronchien. Was mich, ohne zu googeln, an die Existenz einer Vier-Tages-Krankheit glaubend macht—denn tiefergelegen als meiner Bronchien habe ich nichts mehr zu bieten. Der Focus wiederum hat eine anschauliche Versinnbildlichung des Darmes auf dem Titelbild, der, so Fleischhauer’s Focus: Das intelligenteste Organ seit Adolf Hitler sein könnte. Ein Mann, vor mir an der Kasse, hat das Heft gekauft; so kam ich drauf. Zusammen mit dem Berliner Kurier, der ja jetzt auch wieder cool werden wird, weil von Ex-Ravern gekauft. Die Kassiererin selbst wiederum schaute mich prüfend an: Rosenkohl? Ich hatte mich offenbar zu rechtfertigen, sprach zu ihr hinter vorgehaltener Hand. Sie nickte. Was mir gnädig vorkommen wollte. Vielleicht sogar war.

Daheim dann die Gedanken.

20.9.2019

«Auf jeden Mai folgt auch ein November» (Handke): Die Nacht war dementsprechend fürchterlich. Kaum in Berlin angekommen, spürte ich, wie diese Stadt mich durch die Fensterscheiben im Abteil hindurch infizieren wollte mit ihrem Keim. Hier ist es kalt, an der Spree haben die Bäume teils rote Blätter. Dass mein Haus eingerüstet sein würde bei meiner Heimkehr, hatte ich nicht vergessen, aber verdrängt. Doch war es genau so gekommen. Im Vorgarten steht eine Toilettenzelle aus Kunststoff. Der Hersteller aber nicht Dixie, sondern: Olymp. Ich finde das zynisch. Im Baum vor meinem Fenster, meinem Fixstern hängt fetzenweise Rockwool, schaut aus, wie aus Windeln herausgerissen. Nein, mir ist jetzt alles vergällt. Ich lebe bei vorgezogenen Gardinen, das Licht wie in einem Lazarett, oder als ob draussen Schnee liegt. Nicht einmal Schlafen kann ich (aufgrund des Schnupfens). Aber die Horrorpanik der Nacht, dass nämlich der Mann mit der Atemmaske mich auf der Lesung angesteckt haben wird mit einem Krankenhauskeim, die liegt ad astra.

Traf mich trotzdem heute um neun Uhr mit Mirko Zander in der Stadt, um die letzten Arbeitsschritte besprechen zu können. Grossmütiger, langmütiger auch: Mirko. Machte mir bessere Laune (von der tatsächlich noch ein bisschen vorrätig war). Andauernd kamen unterdes vor allem Väter mit ihren Kleinkindern in die sogenannte Meierei, wo wir planend sassen, die Kinder dabei stolz, mit selbstgemalten Klimaschildern. Die Väter, und wenigen Mütter: mit Teilscham ob dieser Schilder, des wie verordneten Mitmachens wegen im Gesicht. Was will man da machen? Wenn man das verbietet, werden die Kinder cyber-gemobbt.

«Warum wird nicht einmal ein Idiot Präsident», schreibt Handke im Gewicht der Welt «ein Mongoloider?»

Ich finde es interessant, wie vielfältig die Slogans und Sprüche sind. Versuche, jedes der Schilder zu entziffern, das mir entgegengetragen wird—keines kommt zweimal. Das scheint mir neu, dass diese Jungen sich wie beim Sneakerkauf um Individualität bemühen. Als ich aufbrach, wurde schon vielmündig skandiert. Von der S-Bahn aus schaute ich links und rechts auf gerinnende Gruppen. Was würde man eigentlich machen, wenn sich die Kinder und Jugendliche für eine ganz andere Sache auf die Strasse begeben würden; sagen wir: Gegen Einwanderer und Überfremdung, gegen Alte, US-Amerikaner, soetwas?

Schon wieder bettreif, dabei war es noch nicht einmal zwölf Uhr, war ich gerade noch rechtzeitig, bevor der Klimastreik losging, wieder daheim. Spürte eine Vorfreude, weil ich morgen wieder gesund sein würde.

 

19.9.2019

Bald hinter Frankfurt begann es sich zuzuziehen, der Herbst rückt unaufhaltsam näher. Gestern hatte ich mich plötzlich entkräftet gefühlt, gleich, nachdem ich Friederike zufällig auf der Strasse begegnet war. Zum ersten Mal, seitdem wir uns kannten. Ich ging auf der Frankenallee, da stand sie mit einem Mal vor mir. Out of context: It was great. 

Mit salzig schäumenden Gurgelungen brachte sie, die diese mir reichte, es fertig, mich über Nacht gesund zu pflegen. Ein Marmeladenglas voll dieser Medizin als Vademecum bekam ich mit—wobei es dann, ich mag es doch kaum mehr erwähnen, in dem Zug selbst zu den leider üblich gewordenen Problemen kam. Die Zugführerin selbst trat vor das Publikum im Gastraum des Bordrestaurants und verkündete eine einigermassen originelle Ausrede: Es fehlte das Wasser. Von daher gäbe es auf der Fahrt bis nach Berlin weder Heissgetränke noch Speisen. Wer aber ein Getränk aus Flaschen kaufen wolle, oder einen Schokoriegel, der sollte sich doch bitte selbst ins Bordbistrot bemühen—die Bedienung am Platz falle aufgrund des Wassermangels natürlich aus.

Aus zweierlei Gründen war das bahnpolitisch genommen falsch:

Erstens hatten ja sämtliche Umsitzende sehr wohl mithören müssen, wie die Restaurantmitarbeiter sich in den Minuten dieser auf extremsächsisch vorgetragenen Ansprache über ihre als üblich empfundenen Arbeitsumstände mokiert hatten. Da so zu tun, als wäre man selbst überrascht, kommt ungut. Der ellipsenförmige Küchenbereich zwischen Bordrestaurant und Bordbistrot ist zwar mit Pressholz vor Blicken geschützt, aber keinesfalls schallisoliert.

Zweitens konnten dann sämtliche Umsitzende die sechs, manchmal auch bloss fünf Bahnangestellten dabei beobachten, wie sie in eben diesem elliptischen Gehäuse die Fahrt über plaudernd herumstanden, während die Passagiere sich ihre kalten Getränke zu unverminderten Preisen dort abzuholen hatten. Verlangte man ein Wasser, wurde das nach dem Prinzip der Eimerkette von einem zum anderen bis nach hinten in den Lagerraum weitergemeldet. Auf vergleichbarem Wege, bloss halt physisch, ging dann die Flasche von Hand zu Hand nach vor bis zum Kunden. Ich konnte den Eindruck nicht abschütteln, dass es insbesondere ostdeutschen Bahnmitarbeitern Freude machte, mal wieder auf Mangelwirtschaft und Subotnik zu machen. Auch vom Ton her, wenn die Unbedarften oder neu Zugestiegenen fragten «Was haben Sie denn überhaupt noch?»

«Sändtwitsch» Fullstop. 

Bei mir am unbedienten Tische hatte indes ein ungleiches Paar, ungleich vom Alter her, Platz genommen. Beides Orientalen, der (deutlich) jüngere als Adson von Melk, der andere ein William von Baskerville mit MacBook Air, von dessen Anzeige er einen Vortrag einübte, den er wohl in Leipzig zu halten gedachte. Inklusive ausgreifender Gesten und aufwimmernder Laute. Als die Zugchefin zum Kontrollieren kam, schob er ihr weiterbetend seine Bahncard 100 hin. Sie nickte ihm wie einem Kustoden zu. Der Junge hatte die weissen Airpods in den Ohren und reichte seinem Meister belegte Brote. Mir fiel da die Fahrt von Haifa nach Tel Aviv ein, als ich mit Friederike festgeklemmt sass im überfüllten Zug und plötzlich wickelten sich die Orthodoxen Juden mit ihren Gebetskapseln ein und fingen im Stehen an mit ihrem Wiegegebet. Das war Anfang des Sommers gewesen. Von jetzt an also nur knapp noch ein Jahr.

18.9.2019

Gestern, nachdem wir nicht etwa den Tau von den Wiesen aufgelesen hatten, sondern den sogenannten Vorschautext für das nächste Buch mit dem Titel «Hamburg. Sex City» in die nichtexistenten, weil längst virtuell gewordenen Tasten gehauen, zeigte ich Christian noch meine Stadt, als die ich ja Frankfurt, insbesonders bestärkt noch durch den schönen Abend, betrachten will. Und so half selbst die ansonsten zum Schweigen bestellte Architektur mit, zum bestmöglichen Eindruck beizutragen, indem, beispielsweise das Gebäude der Deutschen Bank exakt in den von mir erwünschten Idealfarbtöne widerspiegelnd angetan sich zeigte, die immer dann solches des Wassers an sich sind (vgl. Roni Horn). 

Auf unserem Weg durch die Taunusanlagen kamen mir die Gesichter der dort um die Mittagsstunde wie üblich auf den Wiesen lagernden Menschen mit einem Mal vor, wie von einem Fotografenassistent mit dem Aufhellerkreis angeleuchtet. Das kam von dem Sonnenlicht, das von den Banktürmen zu uns herab gespiegelt wurde. So gingen wir wie durch eine monumentale Fotografie von Jeff Wall oder Philip Lorca Dicorcia. Das war, ich gehe dort häufig um diese Stunde, etwas Seltenes; wenn nicht Einmaliges. Für mich nahe an der Epiphanie.

Christian hingegen machte keine einzige Aufnahme. Ich habe ihn nicht gefragt, warum.

17.9.2019

«Wer eine Wohnung sucht,» schreibt Martin Mosebach in Der Mond und das Mädchen «hat es mit einem der seltenen Augenblicke zu tun, in denen der Mensch wirklich glauben darf, über die Zukunft seines Lebens zu entscheiden». Gestern, wir trafen uns absichtlich auf meiner Lesung bei Gudrun, offenbarte er sich mir auf Nachfrage hin noch immer als Wohnungssuchender in Frankfurt—beziehungsweise: Er habe doch noch gar nicht angefangen mit dem Suchen! Zunächst verbrachte er die Wochen nach dem Unglück an Weihnachten 2018 in Rom, daraufhin folgte eine längere Zeit auf der ägyptischen Insel Elephantine, den Sommer über «lebte und arbeitete er» wie es in den Verlagsbiografien formuliert wird, auf Hydra. Gleich nach diesem Abend, deutete Mosebach an, geht es für ihn in eine Hafenstadt an der marokkanischen Atlantikküste. Auch deswegen nimmt er nicht an den diesjährigen Feierlichkeiten der Frankfurter Buchmesse teil. Trotz, oder vor allem auch, weil die Norwegische Königin ja angekündigt hat, mit einem Salonwagen voller norwegischer Literaten im Frankfurter Hauptbahnhof einzulaufen. Und dann gibt es halt auch noch das Problem mit dem Obdach.

Ich sprach ihn auf das Zitat an. Er machte diesen liebenswert aufjaulenden Ton und gab mir zu bedenken: «Das ist aus dem Jahr 2007. Heute ist es gerade anders herum.»

Ein anderer Gast, den ich aber nicht kannte, und der uns zuvor geradezu geheimnisvoll angekündigt ward als «Bonner, Loriot-Liebhaber und Mops-Besitzer», stand mir gegenüber und ich dachte, es handelt sich vielleicht um diesen Wichtigtuer Wong aus Hongkong in einer rapide gealterten Version, da die untere Hälfte seines Gesichtes wie bei dem entsprechenden Emoji von einer grünlichen Atemschutzmaske verdeckt blieb. Mich dumpf muffelnd grüssend, starrte ich fasziniert auf das an- und abgesaugt Werden seiner Papiermaske. Er behielt die auch die Zeit während meines Vorlesens über auf. Vorlesen an sich: schwierig. Jedenfalls, sobald es den privaten Rahmen von einem, maximal dreien an Zuhörern überschreitet.

Trotzdem entwickelte sich ein ungeplant schäumender Abend, von dem mir vor allem die heiteren Gespräche mit Kerstin Holm, die ich bis dahin bloss als Autorenzeile kannte, im Gedächtnis geblieben sind. Der Flair und die intellektuelle Qualität solcher privat organisierten Abende in Frankfurt sind ja eigentlich der Grund, weshalb in den neunziger Jahren so viele nach Berlin gezogen sind, bloss um dann ihre Hoffnungen in den sogenannten Salons von Britta Gansebohm et al enttäuscht zu finden. Hier aber, einst mit dem Suhrkamp Verlag und der Universität geistiges Zentrum der BRD, hält man die Fahne am Flattern. Wie aus den jüngsten Presseberichten ersichtlich, kriegt Berlin als Euphemismus selbst Suhrkamp klein. Die Rücknahme wird allerdings schwierig werden. Oder wie Hendrik Borggreve gestern völlig zu Recht fragte: «Worin besteht Ihre Botschaft»?

Frau Holm, resolut: «Jedes Kunstwerk wird keine Botschaft haben.»

16.9.2019

Friederike, schlafend schaut für mich aus wie la muse endormie von Brancusi (bis auf die Andeutung des Haars, die er besser gelassen hätte). Möglicherweise gibt es ja: eine Vorstellung vom universalen Antlitz der Muse (die zumindest für einige wirksam sein könnte). Gestern früh jedenfalls ertastete ich im vordersten Glied ihres Mittelfingers seitlich ein winziges Horn, ein gehörknöchelfeines, das sich dort offenbar von dem regulären Fingerknochen wegstrebend gebildet hat. Nach einiger Überlegung wurden wir fündig, indem sie ihre typische Handhaltung einnahm, mit der sie auf dem Mobiltelefon schreibt. Der Rahmen des Gerätes wird dabei genau an dieser Stelle von der Seite des Mittelfingers gestützt. Es handelt sich also offenbar um ein Entgegenkommen des Körpers zum Vorteil der Bewusstseinsverlängernden Apparatur. Zum Glück völlig ungefährlich! Aber das Tagebuchschreiben fordert halt neben den vielen Vorteilen, die es bringt, auch seinen Tribut. Zumindest, so lange man es auf dem Telefon tippend betreibt. Auf einer Internetseite waren allerdings auch drastische Auswirkungen bei exzessivem Telefongebrauch zu betrachten. Röntgenbilder—man weiss halt nie, ob die authentisch sind—sollen dort beweisen, dass einem auf Dauer ein kleines Horn aus dem Schädelansatz am Genick wächst. Angeblich, weil man andauernd nach unten aufs Display schaut. Solange das alles bloss Überbeine sind, kommt mir das Ungefährlich vor. Meine Grossmutter musste sich mehrfach die Überbeine an den Füssen wegfräsen lassen (operativ), die ihr durch das Tragen von High Heels gewachsen waren.

Zu Mittag dann Besuch von Gudrun Sander. Letzte Besprechung wegen der Lesung heute abend bei Gulasch mit Spätzle. Heitere Stimmung, ich sehe der Sache mit Gelassenheit entgegen. Noch! Das Hosenflattern kommt früh genug.

14.9.2019

Der Schwiegersohn der Mume telefoniert mit den Arbeitern auf der Baustelle daheim, in Bulgarien. Er tritt als Bauunternehmer auf, trägt seit neuestem bloss Schwarz, dazu eine Sonnenbrille (ebenso). 

Anlässlich der Überreichungszeremonie unseres Martiniza-Geschenkes an die Mume im vergangenen Jahr verriet diese uns in groben Zügen vom familiären Bauvorhaben eines Hauses voller Ferienwohnungen in der Nähe von Varna an der bulgarischen Goldküste, von woher ja wohl die ganze Familie der Mume inklusive des Schwiegersohnes stammt, beziehungsweise von woher sie einst vor vielen Jahren nach Frankfurt aufgebrochen waren, um hier das für die Bauarbeiten an ihrer Ferienwohnanlage benötigte Geld zu verdienen.

«Tamam», das Wort, die Lautfolge, die im Türkischen, im Arabischen und wahrscheinlich noch in weiteren Sprachen bedeutet «In Ordnung», «Okay», «Geritzt» und so weiter, sie kommt auch bei ihnen andauernd vor, mit Tamam rhythmisiert er den Rapport seiner Gesprächspartner in der Ferne, die er sich über Lautsprecher zuschalten lässt. Sein Büro ist der Balkon, die Telefonate beschallen den Hinterhof. 

Auf der anderen Seite des Hauses ist die Attraktion zwar stumm, dafür meinen Augen zum Schmaus. Zweierlei gibt es hier für mich zu sehen, beziehungsweise: im Auge zu behalten, weil sich das Geschehen in den Häusern gegenüber andauernd verändert. Nichts gegen die Baufortschrittstelefonate, da gibt es mit Sicherheit jede Menge Belauschmaterial, was sozusagen Gold wert sein wird, aber ich kann halt leider kein Bulgarisch. Dafür kann ich so gut wie alles fassen, was ich sehe. 

So leben in dem Haus gegenüber die Wanderarbeiter. In der Vorweihnachtszeit des vergangenen Jahres hatte ich über sie geschrieben, passenderweise, weil dann die acht Fenster, die streng symmetrisch entlang der Mittelachse dieses Hauses in die Fassade eingelassen sind, schon am Nachmittage leuchten wie ein Adventskalender. Seitdem wurde die Befüllung der acht Kästchen, die ich von unserem Fenster aus einsehen kann, schon zweimal ausgewechselt. Jedes Mal reinsortig mit Männern. In den lichten Jahreszeiten spielt sich ihr Wohnen überwiegend auf den schmalen Balkons vor ihren Kästchen ab. Sie sitzen dort auf ausrangierten Chefsesseln, allein der Platz auf ihnen herumzurollen, noch sich auf dem Sessel im Kreis um sich selbst zu drehen, fehlt. Eher selten treffen sie sich zu zweit oder dritt auf dem Balkon eines Nachbarn. Monadenhaft zeigen sich die Arbeitsnomaden in ihre Mobiltelefone vertieft. Gestern aber sah ich dort einen, der reinigte und polierte ihn anschliessend sogar: seinen Arbeitshelm. Sein Balkonnachbar schaute ihm dabei zu, ihre Kommentare konnte ich nicht hören, wahrscheinlich hätte ich sie auch nicht verstehen können, aber scherzhaft, heiter auf die Natur des Helmes bezogen, wollten sie mir vorkommen.

Die zweite Attraktion befindet sich im, beziehungsweise vor dem Souterrain in dem Nachbarhaus des Wanderarbeiterheims. Dort hat vor kurzem ein Friseur aus Äthiopien sein Geschäft eröffnet. Die meisten Stunden des Tages verbringt er, ein karamellfarbiger Twen, auf einem eigens hierfür angeschafften Chefsessel. Darauf rollt er vor seiner bei diesen Temperaturen jederzeit offen stehenden Ladentür hin und her, dreht sich auch mal um sich selbst im Kreis.

Das alles fasziniert mich. Aus welchem Grund, weiss ich nicht. «Muss man seine Zeit», heisst es bei Brigitte Kronauer «wie pausenlos gesagt wird, tatsächlich verstehen und mit ihr auf einer Höhe sein, als Jugendlicher, Greis und in voller Blüte? man ist die Zeit doch selbst.»

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