10.3.

Ich war etwas wund, gedanklich, von der Arbeit an einem think piece zu Blorange, einem zwischen Blond und Orange rangierenden Farbton für Haare, der in den Sommermonaten das Straßenbild bereichern wird. In den Forumsbeiträgen auf Kleiderkreisel und GoFeminin wurden die schiefgegangenen Heimfärbeversuche bereits intensiv diskutiert. Als das vielfach beschriebene – vieles auch wieder durchgestrichen vor allem – Blatt, das ich nun war, wurde ich am oberen Ende der Kantstraße in einen schmalen Imbiss geweht, in dem es sehr voll war (und warm). Als Schreibender fühle ich mich oft wie ein Kaffeefilter: Es muss alles in mich hinein und durch mich hindurch und dabei kommt in Schwarz der Text heraus.

Beim Studium des Angebots, das auf einer hinterleuchteten Fläche über der Dunstabzugshaube montiert war, entdeckte ich mich selbst, mein Gesicht auf einer dort zu Werbezwecken aufgedruckten Seite aus der BZ aus dem Jahr 1999, als ich über den Betreiber dieses Imbisses geschrieben hatte. Mittlerweile nannte sich sein Laden Superhahn, vor 18 Jahren noch Mustafas Gemüsekebab. Damals auch noch am Breitscheidplatz, wo er dann irgendwann durch diverse Neubauten verdrängt worden war. Der Kebab, ich beschrieb das damals recht ausführlich, wie es mir dann beim Wiederlesen meiner eigenen Zeilen auffiel, schmeckte noch immer ganz ausgezeichnet. Verändert hatte sich aber, dass auf dem Tresen mittlerweile zwei Gefäße mit Chilipulvermischungen, Biber im Türkischen, aufgestellt waren, deren Schärfegrade auf daran geklebten Heftpflastern handschriftlich notiert waren: »Rambo« entzifferte ich auf dem einen, auf dem anderen stand »Justin Biber«.