11.10.

Die herrliche Berglandschaft gleich hinter Kassel: damit fängt die Vorfreude auf die Buchmesse in Frankfurt an. Unter milchiger Himmelsfarbe hängt schlapp und insgesamt schon ins Bräunliche changierend das durchnässte Laub an den Bäumen. Bunt – irgendwie ja, aber nicht aufheiternd, sondern halt irgendwie, unentschieden, beinahe schnöde. Und von daher auch egal.

Heute früh, zu geisteskrank früher Stunde (es war noch dunkel vor den Fensterscheiben), war ich beim Warten auf den Kaffee kurz in eine Art von Extase geraten, als ich, um mich, während es in der Kanne zu röcheln begann, zu beschäftigen, mit einem am Vorabend neu gekauften Schwamm auf der sogenannten Arbeitsfläche zu scheuern begann: »Schwämme«, so durchfuhr es mich »welch geniale Erfindung!« um gleich daraufhin mich selbst zu unterbrechen, weil mir da längst schon eingefallen war, dass der ursprüngliche Schwamm doch ein Lebewesen ist, vielmehr zunehmend war. Und von daher: dieser Schwamm bloß eine Nachbildung (auf der Umverpackung aus Pappkarton wird er als besonders Handfreundlich angepriesen).

Wie Menschen wohl früher? Hände gab es schon immer.

Sehr zu empfehlen: der Eintrag in der Wikipedia zum Thema Badeschwamm. Der sich, ich kenne mich nun damit aus, von Natur aus vom uns so genannten Küchenschwamm, dem Auslöser und Anlass meines Lob des Schwammes an sich, unterscheidet. Die Evolution des Naturschwammes bis hin zum Küchenschwamm war eine lange, eine vor allem abenteuerliche Geschichte. Die einstigen Jagdgründe der Schwammtaucher, unter anderem halt auch in den Wassern vor Hvar, sind mittlerweile als solche in Vergessenheit geraten. Noch als die Sonne längst aufgegangen war, dachte ich über den Schwammhandel, über die Harpune zur Schwammernte, die mit den vier Zinken, nach.

Und natürlich auch über das lustige Lied, das zu Anfang jeder Episode von Spongebob Schwammkopf gesungen wird; wie auch grundsätzlich über diese Idee, einen Schwamm in kurzen Hosen als einen McJobber zum Protagonisten einer Zeichentrickserie zu machen. Und über Zeichentrick an sich. Dass der, ein Schwamm, in einer Ananas wohnen soll. 

Ich bin kein Seil, noch nicht mal eine Faser, sondern Fluse; gespannt zwischen extremer Aufgeklärtheit und beständigem Metaphyseln.