12.3.2020

Im Zug nach Stuttgart. Mein Vater hat heute Geburtstag: 77 Jahre (und das im Jahr mit der symmetrischen Zahl!) Der Zug ist beinahe leer, Salonwagen-Gefühle (die sich natürlich «breit machen»). Mir gefällt das, aber gleichzeitig meldet sich ein schlechtes Gewissen: Ich sollte doch eher an die Bedrohung denken. Dabei fällt mir dann «Las Battuecas» ein von Stéphanie de Genlis, wo die perversen Karmeliterinnen sich singend in die Kolonie der Unberührbaren schleichen, um dort dann in der Grotte die Siechenden mit unkeuschen Küssen zu bedenken. Hatte sich eine endlich angesteckt, wurde sie von ihren Schwestern für ihre Schwären beneidet, die sie Rosen nannten.

Vor zwei Jahren erst sah es düster aus für meinen Vater. Heute ist bloß noch der Himmel grau.