14.11.2019

Die Wespe drängt ins Haus. Im Sonnenschein auf dem Balkon hatte ich mit ihr noch mein Frühstück teilen wollen. Sie schwebte ein und liess sich nieder auf dem Teller, für sie eine Plattform, schien aber nichts finden zu können: wie rastlos irrend krabbelte sie umher, von Pontius Wurst zu Pilatus Apfel und wieder von vorn. Im Sommer, heisst es, gieren sie nach Süssem, wenn der Nachwuchs geschlüpft ist und es verlangt sie nach Fleisch, wenn sie das Nest bauen aus ihrem Pappmaché. Im November gibt es dann wohl keine irdische Speise mehr, die ihrem Bedürfnis nach Stärkung entgegenwächst. Weil es jetzt um ihre Arbeit des Sterbens geht.

Mir geht diese Begebenheit aus dem Zug nicht mehr aus dem Kopf: Auf der Rückfahrt von Leipzig setzte sich uns gegenüber ein Duo zweier junger Frauen, die anscheinend vom Frankfurter Flughafen aus in die Ferien aufbrechen wollten. Kaum das sie sich hingesetzt hatten, tauschten sie sich noch ein wenig über die Steckdosenform im Urlaubsgebiet aus, und führten sich gegenseitig ihre Multiadapter und Powerbanks vor. Daraufhin wurde noch etwas geschwiegen, die eine biss in ein belegtes Brot. Dann stöpselten sich beide ihre Ohrhörer ein und lauschten jede für sich dem Hörspiel oder der Musik aus dem eigenen Telefon. Das blieb so von Fulda bis Frankfurt Hauptbahnhof. Gerade noch heiter plaudernd, Seite an Seite, sassen sie uns nun dicht gegenüber wie ausgeschaltet. Die Augen geöffnet, der Blick so leer.