15.1.2019

Auf die bestimmte Weise so interessant wie egal, dass es in den Formatvorlagen meines Schreibprogramms bis heute noch keine für Drehbücher gibt, obwohl speziell diese Textsorte sich durch ihren stumpfen Bedarf an Formatierungen doch einzigartig anbietet für eine Arbeitserleichterung durch ein Computerprogramm. Was es hingegen gibt, die Vorlagen für Broschüren, Rundbriefe, Flugblätter und sogar Zertifikate: Wer benutzt die? Bizarr steht da heraus eine mit dem Titel »Essay.« gerade so, als ob man das, formal daran scheiternd, schon häufiger versucht hätte und von daher dankbar zur endlich verfügbar gemachten Vorlage im gültigen Format greift. Antippenderweise. 

Eric vom kleinen Café gegenüber ludt dann traditionellerweise ein zur Verkostung seines Rumtöpfles, in dem der Früchtesegen des fernen Sommers ein halbes Jahr lang schlafen durfte. Es ist ein herrlich wärmendes Gesöff dabei herausgekommen, richtig winterlich. Brombeeren sehen auch nach der Entfärbung in der Sauce aus wie Brombeeren. Sie besitzen eine charakteristische Gestalt.

Man kann schon schöne Dinge machen mit dem vor sich hin wachsenden Naturreichtum der Pflanzen. Diskutiert wurden unter anderem deutsche Birnensorten. Ich befürwortete freilich das Geißhirtle, Eric ließ auf die Weizenbirne im Garten seiner Großmutter nichts kommen. Sein neuer Barista, ein über zwei Meter hoch gewachsener Schwede, ein ausgebildeter Minentaucher, der hier in Berlin unter anderem auch als Dog coach tätig ist und rudern kann, hatte zu diesem Thema natürlich nichts beizutragen. Zur Gestalt der Brombeere—Skandinavier sind halt Beerenfreunde—dafür umso mehr. Ein am Rande dieser Degustation herumschlürfender Mann gestand uns allerdings unter dem Einfluß des Rumtöpfles ein, dass er von der Tragelust seines beinahe hundert Jahre alten Quittenbaumes Mal ums Mal stärker überfordert ist. Der wirft angeblich an die 80 Kilogramm dieser phantastisch vielseitig verwendbaren Früchte ab, die er dann an Selbstabholer verschenkt. Ganz einfach, weil es ihm die Mühe nicht wert ist, die ihm zuwachsenden Quitten zu verarbeiten. Schon das Ernten findet er belastend. Die Quittenblüte, den Baum an sich will er freilich nicht missen. Ein sterilisierter Baum wäre nach seinem Geschmack. Ähnliches hatten wir ja im Sommer erlebt auf den heimischen Streuobstwiesen, wo es im Gras rot leuchtete, soviele Äpfel faulten dort vor sich hin, weil die Leute zu faul geworden sind, sich dort ihre Früchteschalen kostenlos voll zu füllen und lieber Äpfel aus Australien kaufen, wie ich einst mal, als ich den Retortenapfel mit dem Wollüberzug kaufte aus Neugier. Geschmacklich war der allerdings eine Niete. Mein Hinweis auf die Preisentwicklung von sowohl Rohquitten wie insbesonders auch von deren Produkten wie Saft, Gelée und Chutney oder gar Quittenbrot, machte den Baumbesitzer schuldbewußt dreinblickend. Dies aber bloß kurz. Er scheint besseres vorzuhaben mit seiner Zeit. Beispielsweise im Café herumhängen. Was dann wiederum gut ist für Eric und den an ihm hängenden Rest der Volkswirtschaft.