16.11.2019

Gestern hat das Mandelbäumchen sein letztes Blatt abgestossen. Lanzettförmig und birnenfarbend. In der Frühe steht der Dampf aus den Kaminen wie gebauscht und dann gefroren in der Luft. Aber die Tage sind mild geblieben. Und entlang der Frankenallee zeigen die Bäume ihren Laubreichtum, der eine oder andere sogar noch in Grün

Die Gemüsehändlerin auf dem Markt an der Konstablerwache bricht morgen in die Ferien auf. Sie fährt, wie in jedem Jahr, «in die Emirate». Und zwar mit dem Schiff. Dohar, Oman — sie liebt die arabische Welt einfach, «Weil ich da abends alleine herumgehen kann wie ich will. Da will keiner was von mir — komisch, gell?»

Der Apfelreichtum Hessens, ein Apfelland, wird an mehreren Ständen kistenweise vor Augen geführt. Fällt einer herunter, macht das ​nix, es gibt umgehend einen neuen «Wir machen Apfelwein d’raus». Nebenan bekam ich eine epochale Rindsworscht aus 36145 Wiesen: «Mit leichten Röstaromen?»

«Mit heftigen, bitte.»

«Der Herr weiss, was schmeckt.»

Auf dem Weg zur Strassenbahn sendeten die umstehenden Chinesen einer Reisegruppe begehrliche Blicke in den vor Grünkohlblättern überquellenden Stoffbeutel in meiner Hand. Diskutierten in hervorgepressten Lautketten. Möglicherweise war ihnen aber die Pflanze auch vertraut, wird der palmenhafte Grünkohl auch im Reich der Mitte angebaut und vertilgt, und die Chinesen erregten sich am Aufdruck meines Beutels, einem Werbegeschenk der CSU, auf dem in bayerisch blauen Buchstaben Söder steht. Könnte doch sein, schien mir nicht unwahrscheinlich, dass man in China nicht bloss Grünkohl liebt, sondern auch Markus Söder.

Zwei Männer ohne eigenes Obdach sassen, noch zur unteren Hälfte in ihre «Penntüten» verpackt, unterm Haltestellendach und führten Frühstücksgespräche. «And then I went to argentina for a year.»