16.1.2019

Wie Tobias Döring im Feuilleton schreibt, hat Lion Feuchtwanger zu Lebzeiten bestritten, Tagebuch zu schreiben. Angeblich hat er behauptet, »das Genre verführe zu Akten von Wunschprojektion und Selbststilisierung.« Da frage ich mich, was ein Mensch denn anderes sein könnte als ein Produkt seiner Selbststilisierung und Wunschprojektion? Stelle ich mir trist vor.

Abends bei der Liveübetragung aus dem englischen Parlament: Hatte versäumt mich vorher einzulesen (kann mich auch nicht erinnern, dass die englische Abstimmungspraxis bei uns im Gemeinschaftskundeunterricht Thema gewesen war), und dachte also, der Vorsitzende mit der irren Krawatte riefe »Eyes to the left, and nose to the right.« Auch weil dabei vor seinem Pult drei Abgeordnete standen und wie Schüler nickten. Aber dass die jetzt mit Augenrollen und Nasenspitzen ihr Votum abgeben müssten?

Machte dann ein zusätzliches Fenster auf und las auf der Website des Parlaments, dass es sich um Jargon für Jasager nach links aus dem Saal, Neinsager zum rechten Ausgang, handelte. Also vom Prinzip her ein Hammelsprung. Tja. Da kann man noch so viel Zeitung lesen. Zu lernen gibt es immer und immer wieder noch etwas.