16.3.2019

Ausfahrt nach Schwäbisch Hall, weil ich mir endlich einmal die Sammlung Würth anschauen wollte. Selbst bei der nieseligen Stimmung unter isabellenfarbener Wolkendecke stimmte mich die Geschwungenheit der Landschaft heiter. Und in der Ortschaft Aspach, am Fuße eines Bergs mit Burg, die derzeit zum Verkauf ausgeschrieben steht, war direkt am Straßenrand ein hoher Zaun aus blickdicht aneinandergefügten Brettern, die malerisch grob gehobelt belassen waren. Ein darauf befestigtes Schild machte Werbung für sdoerfle.info: eine gated community für Anspruchsvolle, wie ich recherchierenderweise herausfinden sollte, während mein Vater das Auto unbeirrbar durch das Hohenlohische steuerte. Kurios, so ein Dörfle im Dorf, dessen Häuser im sogenannten Chaletstil errichtet wurden, um den Pensionsgästen endlich wieder einen schwäbischen Lifestyle anbieten zu können, wie es ihn vielleicht ja schon einmal wirklich gegeben hatte.

In den Ausstellungsräumen der Sammlung Würth hatte es einen sehr schönen Tony Cragg aus Holz, der rot lasiert war, sodass die Maserung des Holzes durchscheinen konnte, sowie einen aus unbehandeltem Weidenholz, der meinen Eltern einhellig noch besser gefiel, wobei mein Vater vermutete, dass Cragg eine CAD-Fräsanlage einsetzt. Wolfgang Ullrich hat neulich gesagt, dass sich die Museumsgastronomie zur Schauseite der Museen entwickelt. In dem Sinn kehrten wir auch noch bei Würth ein und ich ließ mir Käsespätzle schmecken, die mit dem regionalen Romadur zubereitet waren, der seine sahnigen Qualitäten laufen ließ.

Heim ging es auf anderem Weg, durch eine von erkalteten Vulkanen strukturierte Landschaft, in der mein Vater einst auf seinem Rad, später auf dem Mofa von der NSU namens Quickly seine Erholungsfahrten vom patriarchalisch geprägten Familiengetriebe unternommen hatte. Und zwar vom fernen Heilbronn aus, in das wir dann bald einfuhren. Hier waren meine Mutter und mein Vater in der gleichen Straße, nur wenige Häuser voneinander entfernt, aufgewachsen. Die Häuser gibt es immer noch. Die beiden Schulen, längst nicht mehr nach Geschlechtern sortiert, auch. Das Haus meiner Urgroßmutter, in dem sie beinahe ihr ganzes Leben lang gewohnt hatte, wurde, wie wir leider feststellen mußten, mittlerweile abgerissen und durch ein leider auch weniger hochwertig wirkendes Häusle ersetzt. Das mit der Wohnung der Urgroßmutter war solide, aus Sandstein gefügt. Na ja.

Meiner Mutter fiel ein, wie sie mit der Urgroßmutter, also ihrer Großmutter einmal Ferien machen durfte im Hohenlohischen, wo sie ursprünglich her stammte. Da war sie also aufgeblüht und hatte den Pensionswirt, bei dem sie sich eingemietet hatten gefragt, ob sie seine Wiese mähen dürfte. Ließ sich eine Sense geben und mähte los. Dann erst war für sie der Erholungsaufenthalt auf dem Lande perfekt.