16.6.

Lustige Idee von der Bundesbank, einen Schein in Umlauf zu bringen, für dessen Besitz man wie ein Krimineller behandelt wird.

»Der Fünfhunderter ist zum Transportieren von Geld da«, sagt die Kellnerin vom Probierstübchen, »nicht zum Bezahlen.«

Haftbefehl: »Seit es den Euro gibt, habe ich eine neue Lieblingsfarbe: Lila!«

Die Capulets waren draußen. Und am Roseneck blühte der Salbei. Wir trafen uns dort, um Twin Peaks noch eine weitere Chance zu geben. Aßen Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat, und was gibt es in einer Freundschaft denn Förderlicheres, als gemeinsam einen langweiligen Film anzuschauen – kommt man doch endlich mal wieder dazu sich zu unterhalten.

Jan meint zu wissen, dass David Lynch seinen Schauspielern jeweils nur ein Blatt aus dem geheimen Buch ausgehändigt hat, damit sie die jeweilige Szene sozusagen vom Blatt spielen, ohne jemals zu wissen, worauf das im Ganzen hinauslaufen wird. Und genau so sieht es ja aus: irgendwelche Personen machen irgendwo irgendwas. Irgendwann, das fehlte ja noch, fing es dann in der Wirklichkeit, in der wir saßen, zu regnen an. Und ich zeigte auf eine Stelle hinter der Markise, das Offene, wo sich die Kiefern in Zeitlupe schüttelten wie in dem Film von Cyprien Gaillard. Wiederum hatte der Dirigent eine Pause eingeräumt. Ich sah V förmlich vor mir, auf das kleine Gemälde in seinem Wohnzimmerwinkel hinweisend: »That’s a Caravaggio«.

Ob es für Schauspieler denn tatsächlich von Wichtigkeit ist, über den Fortgang der Handlung Bescheid zu wissen, fragte ich später meinen Freund. Betrifft das dann auch den Pianisten, muss der wirklich wissen, wie die gesamte Partitur verläuft, oder spielt er einen daraus entnommenen Teil des Ganzen vom Blatt? Macht das einen Unterschied?

»Schauspieler: Nein, Pianist: Ja«, sagte Jan (comme d’habitude), »ausführliche Begründung mündlich«.

Ich kann sie kaum erwarten. Wird allerdings zwei Wochen lang dauern. Im Café gegenüber läuft eine gefühllose Version von Love the one you’re with, die mich trotzdem zu Tränen rührt. Am 26. Juni wird im Babylon Kino die restaurierte Fassung von Space is the Place präsentiert. Im Hause Chanel bereitet man sich derzeit auf den Abschied von Karl Lagerfeld vor, die Abschiedskollektion heißt angeblich: Der weiße Sun Ra. Auch bei Steidl in Göttingen in der Düsteren Straße sind alle schon recht aufgeregt. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, was ein deutscher Modejournalist ohne Lagerfeld-Zitate noch machen soll – vielleicht folgt ein Massensterben à la Jonestown. Außerdem verpassen werde ich die Vernissage der Zeichnungen Peter Handkes. In Anwesenheit des Künstlers von 19 bis 21 Uhr, in Abwesenheit von mir 24/7. Wer die Texte liebt, der besehe sich besser nicht den defekten Rest, laut Arno Schmidt. Right on, fight on. I am going south.