17.3.2020

Zurück in Frankfurt. Um die Zeit im Garten noch zu verlängern, ihr nachzuhängen, wie es heisst, habe ich den Platz, an dem ich schreibe auf den Balkon verlegt — umweht von Wäschedüften und im Schatten eines Mandelbaums; der derzeit freilich erst ein Bäumle ist und mir mit seiner Krone, wenn ich sitze, gerade bis zur Schulter reicht. Die Sonne selbst scheint auch noch nicht.

Bei der Gartenarbeit war ich selig. Vor dem Einschlafen fragte ich mich gestern noch, warum. Wohl weil mir die Arbeit nützlich vorkam auf eine Weise, zumindest halt nutzbringender als die ich sonst tue. Mit beiden Händen in die trockenen Spiraën greifen und mit der Rosenschere Büschel schneiden, dass man später nach Feierabend den Handmuskelabend spürt. Kitsch der Rechtschaffenheit, ein Komplex?

So fiel mir dann auf, als wir sonntags nach Hohenhaslach fuhren, dass mithilfe der massenhaft verbreiteten elektrischen Heckenscheren das Erscheinungsbild von Natur an den Strassenrändern verändert wurde, dergestalt, dass hier bald alles Hecke ist. Auch ausserhalb der Ortschaften sind die Büsche und Sträucher zu Senkrechten getrimmt. Auf einem Vorplatz hatte jemand drei Forsythiensträucher zu gelben Würfeln beschnitten. Wenn man das alles mit der Hand schneiden wollte, brauchte es Hundertschaften, wochenlang.

In den Weinbergen allerdings immer wieder breite Streifen ungezähmter Natur, beinahe freilebend. Mit alten Obstbäumen, an einem hingen die schwarzen Quitten vom vergangenen Jahr. Es war schon warm, auf einem Haufen Feldsteine lungerte eine junge Eidechse herum. Früher hätte ich mich angeschlichen, mittlerweile macht unser Bruder Otho bloß noch eine Aufnahme mit dem Telefon. Er braucht auch nichts mehr abzupflücken. Und trägt doch reiche Beute mit nach Haus.

Vom Teufelsberg aus lösten sich im Schwarm die Paraglider. Trugen den Virus weit ins Land.