1.8.

Die französische Vogue hat eine ganze Ausgabe mit Tieren gestaltet. Alle Leserinnen, die ich bislang darauf ansprechen konnte, finden das doof. Mir hatte im Winter die Beilage vom Purple Institute schon so gut gefallen mit den Vogelbildern von Carsten Höller. Das Lebewesen als Objekt wie bei Pierre Huyghes und Anne Imhof. Zunehmend auch das Intersse für die unter dem Meeresspiegel verbleichenden Korallen. Gestern scrollte ich den Instagram von Olivier Zahm ein paar Jahre nach unten und fand so heraus, dass es wohl dieser Tastemaker war, der den Trend zum Kaktus ausgelöst hatte mit einem veritablen Kakteengrind, der bis heute nicht aufgehört hat, aber mittlerweile fällt das nicht mehr auf, weil jetzt überall Kakteen herumstehen und alle anderen auch Kakteen fotografieren und posten; im Zweifel aber nicht die aus dem Kakteenhaus, sondern halt eine von denen aus dem kuratierten Kakteendepartment im Conceptstore The Store

Von sich aus schön wie ein Kaktus, wie eine Koralle, wie eine Eule. Ein Hase, ein Fuchs, fotografiert auf den Modeseiten wie in einem Garten – und seltsamerweise wirken diese Tiere bekleidet, denn wir kennen sie, zumindest Artgenossen, nackt, von der Verzehrsituation her. 

In der S-Bahn, die tokiomäßig gestopft vorgefahren kam, saß eine Frau und umarmte einen Karton mit einer, laut Aufdruck, batteriebetriebenen Strauchschere der Marke Garden Feelings

Meine Garden Feelings sind das jedenfalls nicht, dort die Sträucher und das Gras mit einer vom 7,2-Volt-und-2,8-Ampère-Lithium-Ionen-Akku getriebenen Elektroschere zu attackieren. Im Garten will ich noch nicht einmal beobachten, ich schaue. Ich lasse das dort auf mich einwirken. Ich zeichne eine Birke nach der Natur. Samt orangefarbenem Abfallkorb am gelben Mast und dem Schild für die Bushaltestelle. 

Im Naturkundemuseum an der Invalidenstraße (!) hier in Berlin gibt es ein Diorama aus der DDR-Zeit, das Thema heißt »Tiere in der Stadt«, darin sieht man ausgestopfte Spatzen sich um den Inhalt eines Abfallkorbes streiten. Und eine struppige Ratte, Tauben natürlich, einen verirrten Fuchs. 

Was Tiere nicht können: wertschätzen 

Insbesondere Formen (Architektur), sprachliche Äußerungen; Sprache an sich
sich selbst
Komplimente, allgemein social fluid, Nettigkeiten: wie junggeblieben der andere ausschaut beispielsweise
Farben
Liebe
Geld