18.12.

Nichtsahnend eingeschlafen und im denkbar schlechtesten Wetter wieder aufgewacht: Himmel hinter grauen Wolken nicht zu erkennen, nackte Bäume, dazu Regen, dessen Tropfen von einem laschen Wind gegen das Fenster zur Seeseite hin geschlenkert werden. Mit einer Lustlosigkeit, die direkt ansteckend wirkt auf mich. Ich würde gerne sofort weiterschlafen, kann aber leider nicht. Dürfen schon.

Sofort erste Regungen eines schlechten Gewissens, weil ich gestern kein einziges Mal draußen gewesen war. Dafür habe ich die lichten Stunden des Tages damit verbracht, in dem Tagebuch von René Kemp zu lesen, das Marc Degens mir empfohlen hatte. Ausgerechnet in einem Tagebuch, und das auch noch im Internet! Das hätte ich auf heute verschieben sollen, als ideale Schlechtwetteraktivität. Und gestern dafür irgendwas mit Draußen und natürlichem Licht. Stattdessen auch noch Telefongespräche. (Wobei die ja in den letzten Tagen vor Heiligabend immer besonders schön werden, weil alle dann so milde gestimmt sind; oft auch noch betrunken von der letzten Weihnachtsfeier, oder schon wieder, auch schon wieder am hellichten Tag, ganz einfach weil das halt geht, möglich ist und erlaubt in der Weihnachtszeit. Was mir gar nicht fehlt, sind Weihnachtsscherze. Bei Rainald Goetz riefen vor 18 Jahren um diese Zeit noch andauernd welche an und riefen »Ja ist denn heut‘ schon Weihnachten« ins Rohr, weil das in einem Werbespot für E-Plus Franz Beckenbauer so aufgesagt hatte, mit seinem damals schon debil wirkenden Christbaumkugelgesicht und es in der Ära Harald Schmidts en vogue war, irgendwelche Werbefritzen, oder sich verhaspelnd habende Außenreporter, ironisch zu zitieren – quasi als Vorform eines Memes im Internet.)

Ich kenne, das fiel mir gestern während eines dieser Telefonate ein, gar keine ironischen Menschen mehr. Und empfand das als eine Wohltat. In der mir gemäßen Form, dem epischen Präteritum.