18.9.

Es gibt hier auf der Insel ein Fischproblem, wie wir heute beim Baden erfahren haben, man hat uns davon während des Herumschwimmens im Meer erzählt. Die Fischmarkthalle, die als ein Teil des kleinen überdachten Marktes im Ortskern noch einmal unter einem Extradach eingerichtet ist, war am Montagmorgen wider Erwarten noch immer mit Gittern verschlossen. Über den steinernen Zuschneidetischen drehten sich die Propeller des Deckenventilators, sonst war nichts weiter los. An der Wand hing ein Blechschild, auf dem das Piktogramm einer durchgestrichenen Katze aufgedruckt war. Die Gummihandschuhe der Zerleger lagen auf den Arbeitsflächen bereit. Wie um den Zwang zur Tatenlosigkeit zu demonstrieren.

Denn es ist wohl so auf Hvar, wie uns von Slavica erklärt wurde: Die Touristen verlangen mittlerweile nach derart großen Mengen von Fisch, dass für die Inselbewohner selbst nichts mehr übrig bleibt. Die Fischer verkaufen ihren gesamten Fang direkt ab Boot an die Restaurants auf der schauderhaften Hafenmeile, deren Wirte sie mit marktfernen Preisen locken können, weil sie die zubereiteten Fische zu exorbitanten Preisen an die Briten loswerden. Hierbei sprechen wir ja von Restaurants, auf deren Terrassen man unter weißen Sonnenschirmen sitzt, deren Stoffe von unten her mit an dem Gestänge befestigten Schwarzlichtröhren beleuchtet werden.

Das Meerwasser hat hier eine besondere Qualität, die meiner Vermutung nach damit zu tun hat, dass hier die Brandung beständig an Felsen leckt. Es ist unglaublich salzig. Von daher erfährt man als Schwimmender einen Auftrieb wie sonst nur im Toten Meer. Man braucht nur wenige Schwimmbewegungen, um voran zu kommen. Das Schweben im Wasser besorgt das Wasser von sich aus. Mühelos bewegt man sich stundenlang in den Fluten, ohne müde zu werden. Am Nachmittag fanden wir uns in der Bucht vor dem Restaurant des mystischen Signor Mustačo ganz plötzlich von einem Schwarm kleiner Fische umgeben. Das Wasser ist ja beinahe schon unwirklich glasklar, man braucht gar keine Taucherbrille, um bis in die Tiefe um einen herum sehen zu können. Diese Fische waren silbrig, mit großen, ausdrucksvoll starrenden Augenscheiben und einer feinen, wie mit Tusche auf Alufolie gezogenen Querlinie. Als Abteilung vor ihrem Schwalbenschwanz hatten sie einen senkrechten schwarzen Blockstreifen wie aufgedruckt. Sie verhielten sich zutraulich, umschwärmten unsere Körper. Über uns war keine Wolke am Himmel. Das blieb auch so, und dementsprechend mild gestaltete sich der Sonnenuntergang.

Hvar wird im Volksmund übrigens so ausgesprochen wie waahr. Aber das nur nebenbei.