18.9.2019

Gestern, nachdem wir nicht etwa den Tau von den Wiesen aufgelesen hatten, sondern den sogenannten Vorschautext für das nächste Buch mit dem Titel «Hamburg. Sex City» in die nichtexistenten, weil längst virtuell gewordenen Tasten gehauen, zeigte ich Christian noch meine Stadt, als die ich ja Frankfurt, insbesonders bestärkt noch durch den schönen Abend, betrachten will. Und so half selbst die ansonsten zum Schweigen bestellte Architektur mit, zum bestmöglichen Eindruck beizutragen, indem, beispielsweise das Gebäude der Deutschen Bank exakt in den von mir erwünschten Idealfarbtöne widerspiegelnd angetan sich zeigte, die immer dann solches des Wassers an sich sind (vgl. Roni Horn). 

Auf unserem Weg durch die Taunusanlagen kamen mir die Gesichter der dort um die Mittagsstunde wie üblich auf den Wiesen lagernden Menschen mit einem Mal vor, wie von einem Fotografenassistent mit dem Aufhellerkreis angeleuchtet. Das kam von dem Sonnenlicht, das von den Banktürmen zu uns herab gespiegelt wurde. So gingen wir wie durch eine monumentale Fotografie von Jeff Wall oder Philip Lorca Dicorcia. Das war, ich gehe dort häufig um diese Stunde, etwas Seltenes; wenn nicht Einmaliges. Für mich nahe an der Epiphanie.

Christian hingegen machte keine einzige Aufnahme. Ich habe ihn nicht gefragt, warum.