1.9.

Manchmal passiert es einfach so. Ich bin jetzt sieben Jahre herumgelaufen durch die Welt und hatte dabei stets dieses anscheinend unzerstörbare rote Band um den Hals, an dem ein Pendel hing aus purem Silber, darin stand eingraviert: LOVED.

Gestern rief Oliver mich an, und nachdem er mich beim letzten Mal beinahe überfahren hatte, wollte er sich diesmal korrekt ankündigen, und ich sagte: Klar, komm halt.

Wir kennen uns jetzt schon seit 1999, es ist so lange her, dass er mir in Düsseldorf die Montan Bar gezeigt hatte, damals bezahlte er dort, so viel jünger als ich, mit einem Eintausendmarkschein.

Ich würde gerne sagen: We took it from there, aber das stimmt nicht. Fotografie und Text haben sich seitdem nur noch weiter und weiter voneinander entfernt. Ich kann mich an eine Phase erinnern, da haben wir (Oliver und ich) zusammen Geschichten produziert und es war beides: ernährend und schön.

Jeder Mensch hat auch Eigenheiten. Manche davon sind supernervig, aber seine Superkräfte können sie dann aufwiegen. Mit Oliver und mir ist es und war es so, dass ich immer den Moment fürchtete, in dem er etwas essen wollte. Denn egal, ob im ostdeutschen Hinterland war oder irgendwo in Franken: Er benahm sich meiner Meinung nach unmöglich gegenüber den Kellnern und Köchen; was Oliver von diesen Leuten verlangte, war einfach zu viel. Von daher schauderte ich ein bisschen, ihm meiner Crew im Café gegenüber auszuliefern. Wenig später allerdings gab er zu: Besser als dort ginge es nicht.

Danach gingen wir in den Garten, die Sonne war am Versinken und das Wasser, träge, erschien so gülden wie Öl. Mich ausziehend forderte ich ihn auf: Lass uns schwimmen — während ich schon reinsprang.

Danach, die Sonne war noch immer nicht weg, saßen wir nebeneinander auf dem Steg; die Blässhühner cruisten; wir fragten uns, wann junge Schwäne denn weiß sich einfärben — nach dem ersten Winter?, wir redeten über Wohnorte, über die Dauer, über Formen, über das Licht und über die Jahreszeiten und irgendwann fiel Oliver ein, dass er kein Licht dabei hatte, um auf seinem Heimweg auf dem Fahrrad et cetera.

Da zogen wir uns an. Und als ich mein T-Shirt aufhob, fiel eben diese Kette mit den silbernen Anhängseln durch eine Ritze des Stegs. Und Oliver fragte: »War doch hoffentlich nicht deine Kreditkarte?«, und ich sagte wahrheitsgemäß: »Nein.«

»Pling!«

Die ersten Minuten waren schwer zu ertragen. Und es half mir sehr, dass ich einen Gast zu verabschieden hatte. Dann dachte ich stundenlang nach. Verwarf den Gedanken, mit einer Ausrüstung nach der Kette zu tauchen. Es kam dann der aufhellende Gedanke, dass mit dem Versinken der Kette eine ganze Ära endlich vorbeigegangen war.