19.1.2019

Im Soho-Haus reiten sie weiterhin die Kakteen-Welle. Mittlerweile ragt dort aus dem hauseigenen Store, in dem ich einst—zwei Jahre her, drei?—Götz Offergeld dabei begleiten durfte, wie er eine ihn selbst überragende Stachelgurke erstand—ein veritabler Altar, beladen wie zu Erntedank von mexikanischen Kaktusbauern in die samtene Lobby. So einfach in die Bar hinauffahren darf man dort bekanntlich nicht und ich vermutete, Roehler gegenüber, dass es sich beim Soho an sich um ein sadistisches Experiment der Engländer mit den deutschen Ureinwohnern handeln dürfte. Das aber, den von mir unterstellten Sadismus, bezweifelte er. Hatte trotzdem seine argen Schwierigkeiten, dem seltsamen Wesen hinter dem Empfangstresen seinen eigenen Namen auf Englisch zu buchstabieren, weil der wiederum (flamingofarbene Frisur, Knopf in der Lippe, um den Hals einen Rollkragen aus Tattoos) deutsche Buchstaben nicht verarbeiten konnte. Vielmehr sei es sogar so, erzählte Roehler, jetzt schon im Lift, dass er neulich bezeugen mußte, wie Ian Mc Ewan hier seinen Namen buchstabieren mußte, was dann aber wohl zu keinerlei Sonderreaktion auf der anderen Seite des Tresens geführt hatte.

An der Bar wiederum glaubte ich noch immer zum guten Teil an meine Theorie, denn dort hatte ich versucht einen Spätburgunder zu bestellen, der ja eigentlich in der englischsprachigen Welt als Pinot gehandelt wird (in Los Angeles, gutgeölt »Cab or Pinot?«, wenn es um die Roten geht), den der Barmann aber nicht zu bieten habend den Anschein machte »We only have Spaetburgunder.«  Wahrscheinlich ist diese babylonische Sprachverirrung die Strafe für den Einzug des Geldes in die heiligen Hallen der SED.

Ansonsten ist der Blick natürlich 1a, das Licht milde, sogar ein Kaminfeuer prasselte. Rest des Abends dementsprechend erfreulich (wir unterhielten uns auf Deutsch.) Über The Joy of Writing. Roehler baut sich Routinen. Versuchte ihn zu überreden, Tagebuch zu schreiben.