20.3.

Am Nachmittag war Anne gekommen und hatte in einer weißen Schachtel zahlreiche Arten von Kuchen mitgebracht. Einer davon sah aus wie eine rosa Kugel und Anne sagte: »Ich esse die alle auf.«

Später dann standen wir unten am Steg und bewegten uns ganz vorsichtig, doch die Enten hüpften trotzdem in den See. Wir schauten aufs Wasser, das nun dunkelblau schien in der Weite und wenn man direkt vor sich nach unten schaute, durchscheinend gelb und Anne holte ihren Lippenstift raus, während sie sagte: »Morgen wird es den ganzen Tag lang regnen«.

Ich habe zwei Regenzeiten in Addis Abeba überstanden. Selbst wer schon einmal den Monsun erlebt hat, wird sich kaum vorstellen können, wie deprimierend die Regenzeit in Äthiopien ist. Sechs Wochen lang Regen, vom Sonnenaufgang bis in die Nacht. Das klingt zwar irgendwie machbar, aber dazu kommt noch folgendes: Wenn es dabei warm ist - okay; wenn das Bett zumindest warm hält - genug; wenn es Strom gibt, so dass man Musik hören, sich einen Tee machen, Licht zum Lesen anknipsen, Geräte aufladen kann. Wobei: wozu Geräte? Es gibt ja noch nicht einmal Telefon.

Jetzt habe ich all das und zudem alles im Überfluß: Enten, Strom, Netz, Wärme. Es gibt kaum eine schönere Nachricht zum Frühlingsanfang für mich als: »Heute wird es den ganzen Tag lang regnen.«