21.10.2019

Uns war ein wunderbarer Abend geschenkt worden. Nach dem Kuchen hinunter an den Main, wo es zwischen den Brücken einen Abschnitt des Parkes am Flussufer gibt, der Nizza genannt wird. Ein Arboretum, bepflanzt mit Bäumen, die es dort eigentlich nicht geben dürfte (sagt wer?). Bananenpalme, Pomeranzenbaum, Oliven und die Mispeln habe ich erkannt (letztere wegen eines mich prägenden Urlaub in Spaniens, da war ich noch im Bambusstangenreiteralter, und weil es die Mispelchen im Glas hier in den Apfelweinkneipen als Dégistiv gibt). Sehr viele andere Pflanzen erkannte ich nicht, noch nicht einmal nicht wieder. Und ich hatte mein Telefon mit dem Feldbuch nicht dabei. Sorglosigkeit des Sonntages. Mein Gefühl der Ausgewogenheit ward zudem massgeblich bestimmt von dem Text, den Thomas Melle unter dem Titel «Clowns auf Hetzjagd» im Feuilleton veröffentlicht hatte. Zustimmung zu jeder einzelnen seiner Zeilen. Nun war Frieden eingekehrt, so empfand ich es, weil Peter Handke in unserer Sache, der Literatur, Recht getan war.

Auf dem Heimweg, noch immer war es warm, entdeckten wir im abgezäunten und von einem Zauntor versperrten Vorgarten eines Nachbarhauses, dort aus dem ungemähten Gras aufragend, drei Wiesenchampignons. Im Dickicht der grasfarbenen Halme vermutlich noch weitere, kleine, bald zu den grossen Hüten aufschliessende.

Heute früh zum ersten Mal Morgenrot.