21.12.2018

Wie Maschke bemerkte »sagt heute keiner mehr Dufte.« Wir waren darauf gekommen in der Diskussion der Übersetzung des mit dem Preis der Literarischen Welt ausgezeichneten Buches von Virginie Despentes, wo sich ja andauernd jemand an »die Rockschösse« von jemandem heftet; wo jemand »verduftet« und im Schallplattengeschäft nach »einer Scheibe« verlangt wird. Ich hatte nach der Lektüre des Originals eben bei diesen Häufungen der Ahnungslosigkeit in der Übersetzung nach dem Deutschen das Lesen aufgegeben (S. 15.) Anstatt des Verduftens wäre das Verdünnisieren angebracht, meiner Ansicht nach, wenn man den Jargon der erzählten Zeit wiedergeben wollte. Das Verduften greift ja abbautechnisch gesehen zu tief hinab in die fünfziger oder vierziger Jahre des vergangenen Sprachjahrhunderts, wo man die Sillage parfümierter Personen noch wahrnahm wie den Östron begattungsreifer Artgenossinnen.

Mosebach sagte dazu freilich gar nichts. Wobei seine Anmerkung, zur gebratenen Weihnachtsgans gehörte für ihn Sauerkraut, mich noch bis in den nächsten Tag beschäftigen sollte.

Für 13 Uhr war heute ein orkanhaftes Stürmen angesagt, in den Tagesthemen, die teilweise aus dem in 1000 Metern Tiefe gelegenen Braunkohlestollen der Zeche Haniel übertragen wurden, machte es die herrlich geformte Wetterprophetin Claudia Kleinert recht dramatisch und wies, im katholikenfarbenen Rollkragenwams, auf signalrot leuchtende Sturmpfeile auf den Südwesten von Deutschland hin. Nun hat allerdings der Wetterdienst von Google, der minütlich mehr recht hat als alle anderen Sender, diese Sturmwarnung über die vergangenen Stunden mehr und mehr bishin zu jener Milden Brise verflacht, die jetzt auch in der Wirklichkeit weht.

Kurzes Fachgespräch mit dem in Weihnachtsbaumkreisen anerkannten Maximilian Krug, der sein von Gitterstellwänden umzäuntes Pop-Up am Eisernen Steg aufgebaut: Nicht bloß uns, sondern auch der Europäischen Zentralbank, sowie dem Frankfurter Dom hat er wie in jedem Jahr einen Weihnachtsbaum verkauft. Summa summarum kommt er, seine Plantage befindet sich im Spessart, auf gut 2500 Bäume, die er in Frankfurt absetzen konnte. Die wenigen, bislang geht er von »circa 30, maximal 25« aus, auf denen er, wie es heißt: sitzenbleibt, fährt er am Nachmittag des Heiligabend zum Frankfurter Zoo: »Die Elefanten und die Ziegen knabbern an denen herum.«

Unserer hingegen liegt da in der milden Brise, vom Schwachregen beträufelt in einer Eck‘ auf dem Balkon. Die saftig tiefgrünen Nädelchen gewuschelt vom Wind.