23.10.2019

Die kleinen Bäume, die aus den Samen von der Rothschild Avenue gewachsen, sind hier über den Sommer leider zu gross geworden. Sie überspreizen die Fensterbank, und eigentlich müsste man sie längst umtopfen — absehbar allerdings, was aus ihnen dann werden könnte (Bäume nämlich, was hast Du dir sonst dabei gedacht, als Du dir diese Kerne eingesteckt hast an jenem Nachmittag, als ihr aus der Weissen Stadt zurück geschlendert ward in Euer abgeschiedenes Quartier, die schatt’ge Kemenate?)

Eins von beiden muss mindestens weg. Es stellt sich, wie so oft an jedem Tag, wie beinahe überall auf der Welt, die Frage: Darf man lebende Topfpflanzen wegschmeissen? Einfach so.

Oder sollte man sie zuvor bei sich daheim vernichten?

Dass ich mich damit beschäftige — Ich gehe ja auch jeden Morgen raus und sammle die von den Zweigen des Mandelbäumles herabgefallenen Blätter auf; es gibt auf der Kommode die weisse Keramik einer schöpfenden Hand: darin bewahren wir die auf. Schöne Wehmut des Vergehens. Zauber einer Wiederkehr.

Meine Mutter schreibt, dass sie (mit ihrem Garten) im Gartenschmuckwettbewerb ausgezeichnet werden. It‘s running in the family (Ondaatje).

Ich fand ja früher das Café Plank auf der Münchener Strasse cool. Mittlerweile zieht es mich in’s Starbuck‘s im Skyline Plaza. Am Nebentisch erzählt ein vielleicht türkischstämmiger Jugendlicher seinen Kumpeln von dem Fahrlehrer mit migrantischem Hintergrund, der ihn, wohl fälschlich, für «einen Kanaken» hält. «Der redet mit mir, als ob ich dumm wäre. Der verunsichert mich». 

«Wechsel doch einfach», rät ihm sein Freund. 

Das sind die feinen Unterschiede, von denen Bourdieu spricht.