23.11.

Das Buch wird mit jedem Tag nur noch dicker. Wie Borges sich das für sein unendliches Sandbuch erträumt hatte. Fahrscheine und Quittungen, ausgeschnittene Abbildungen und Textstellen aus den Zeitungen lege ich ein zwischen die Seiten an den jeweiligen Stellen, wo ich für etwas anderes die Tätigkeit meiner Lektüre unterbrochen habe. So wächst Die Obstdiebin in ihrem Umfang nur noch weiter an, anstatt, wie es Bücher eigentlich an sich haben, allmählich aufgezehrt zu werden von meinem Lesen darin. Und ich mache viele Pausen. Ich komme nur in kurzen Etappen voran, muss oft verschnaufen. Offenbar handelt es sich um einen Aufstieg, und das Plateau ist noch nicht erreicht. Aber es wird eines erreicht werden. Always Ascending heißt die neue Platte von Franz Ferdinand.

Pause nach der »Halle der verlorenen Schritte« wie die Bahnhofshalle bei Handke heißt. La salle de pas perdu. Wie schön kann Sprache sein? So schön. 

Seltsam, dass Ijoma Mangold lange, ungefähr vier Buchseiten lang; sechs würden es sein im entgegenkommenden Satzbild der Obstdiebin mit ihrer entschiedenen Type und dem lüftenden Durchschuss (man schaue sich zu Studienzwecke hier bitte mal Plexus von Henry Miller zu Rowohltzeiten an), über die Obstdiebin schreibt, aber kein Wort verliert zur Sprache des Buches. Nicht stattdessen, aber dafür erfährt man als Leser seiner Kritik, was es bei ihm an dem Lesewochenende zu essen gab und womit geheizt wurde. Literaturkritik an der Schwelle zum Produktetest.