25.4.2019

Die Zukunft sagt Grüezi. Der Professor, mit dem ich heute sprach, forscht seit sechzehn Jahren an der Entwicklung sehr kleiner Roboter für medizinische Einsatzgebiete. Die Winzlinge werden einst durch die Blutbahn zu einem Tumor fahren können, um den gezielt mit Chemotherapie zu behandeln (was weitaus weniger belastend für das System sein wird.) Oder sie beseitigen ein Blutgerinnsel, an das man mit herkömmlichen Methoden nur schwer und unter hohem Risiko herankäme. Mich erinnerte das an einen Film aus den sechziger Jahren, den ich als Kind gesehen hatte: »Fantastic Voyage«. Da wurde ein U-Boot mitsamt der Mannschaft geschrumpft und einem Geheimnisträger eingeimpft, um in dessen Gehirn ein Gerinnsel zu beseitigen. Ich fragte den Professor, wie der Nanoroboter im Körper navigiert — GPS hilft da nicht weiter —und ob denn alle Menschen innerlich nach der gleichen Landkarte aufgebaut sind.

Er sagte Ja, interessanterweise aber lediglich was das Adernsystem anbetrifft und den Aufbau der inneren Organe. Bis auf das Gehirn. Da hätten sie herausfinden müssen, dass es bei der Gefäßverzweigung ins und durch das Gehirn höchst individuelle Lösungen gebe. Bis auf weiteres ist also ein Navigieren im Gehirn lediglich mit Fernsteuerung denkbar. Weitere Schwierigkeit, wie bei jeder mobilen Technologie: die Stromversorgung. Wobei es bei Nanorobotik nicht auf die Batterie ankommt, denn die Winzlinge haben gar keine, sie werden von außerhalb des Körpers, durch den sie fahren, mit Ultraschall bepulst. Es gibt auch welche, die werden durch radioaktive Strahlung angetrieben. Denken Sie an einen Moskito, sagte er. Winzig klein, er kann kaum Energie in sich speichern. Deshalb muss er andauernd essen.

Ich fragte ihn, an welchen Objekten sie ihre Prototypen testen — an Leichen? In gewisser Weise ja. Sie kaufen Rinderherzen und Lungen von Schweinen. Für spezielle Aufgabenstellen drucken sie sich Teile eines menschlichen Körpers mit dem 3-D-Drucker aus.

Albert Hofman hat sein LSD an sich selbst ausprobiert, sagte ich. Würde er sich einen der Nanoroboter injizieren lassen?

»Ich würde nie etwas in jemanden injizieren lassen, was ich mir nicht auch selbst injizieren würde.«

Am Abend war der See aufgewühlt und an dem Kiesstrand brachen schäumend die Wellen. Der starke Wind hatte die Sicht auf die Berge freigeräumt. Die nächsten drei Tage soll es durchgehend regnen.