25.6.

Es wurde so heiß wie versprochen. Um mich herum fielen die Silver Birds wie die Fliegen um und mussten per 112 ins nahegelegene Klinikum abgefahren werden, das sich auf Arthrose und Rheuma spezialisiert hat (kaum jemand könnte da fehlerfrei per SMS einchecken).

In der ersten Hälfte des Morgens war in dem Erdbeerhäuschen aber noch immer nicht die vermutete Amerikanerin eingestellt, sondern eine deutsche Frau, die, so nahm ich es an, schon seit Jahren für diesen Verkäuferinnenjob bezahlt wurde.

Das äußerte sich unter anderem in ihrem abgeklärten Verhältnis zu den Erdbeeren an sich. Das Verkaufspersonal in den Erdbeerhäuschen trägt ja vorschriftsmäßig über der Zvilkleidung eine Schürze, die in Sachen Motto derer aus dem Dandy Diner in nichts nachsteht: stielgrün, und an der rechten Seite ist dort eine erdbeerförmige und auch ansonsten erdbeerhafte Einstecktasche aufgenäht. Der Gegensatz besteht nun bekanntlich darin, dass meinen Jungs vom Dandy Diner mit unschöner Regelmäßigkeit die Scheiben eingetreten werden, weil sich die Neuköllner Nachbarschaft nicht abzufinden können scheint mit dem sie provozierenden Schweinekopf-Symbol, während die Erdbeere – nun, man wird sehen, wann es bald eine Gruppierung geben wird, die sich gegen Früchte wendet oder Obst (ehrlich gesagt, weiß ich den Unterschied nicht). Sie aber trug diese Schürze mit Stolz. Im Erdbeerhäuschen herrscht ja aufgrund seiner Beschaffenheit ein Reizklima – am frühen Morgen ist es da drinnen kühl, heizt sich aber der Himmel erst auf, wird das Ding zu einem Backofen.

In den Zeitschriften für Frauen geht es seit Jahrzehnten um die gefürchtete »Übergangszeit«, während derer man als Frau so gar nicht weiß, was man anziehen sollte, weil es beispielsweise abends zu kühl ist und morgends zu warm (oder umgekehrt). Im Erbeerhäuschen, so meine Beobachtung: herrscht diese Übergangszeit immer; von daher trat unsere Verkäufern ihren Dienst im bodenlangen Mantel an und mit einer gelockerten Haarfrisur, während sie dann, als gegen elf Uhr die Strahlen so richtig zu stechen begannen, sich bis auf ein Schwingkleid in A-Form entkleidete, um darin den Rest ihrer Schicht, die bei solchen Temperaturen in einem erdbeerfömigen Inkubator durchaus als Fron bezeichnet werden dürfte, zu leisten.

Von Natur aus scheu (ungünstige Voraussetzung, wenn man ein Leben als Reporter bestreiten will), wagte ich es nicht, sie nun auf ihren, mir als demütigend erscheinenden Job hin zu befragen. Ein kurzer Check übers Display der Olympussy: Okay, die Batterien würden auch noch bis morgen durchhalten.

Und hörte dort natürlich von den Nebentischen her den für diese Gegend (und nicht nur für diese) klassischen Talk à la »Möchtest Du eine Apfelschorle, Mantje?« Then the Weissbier hits. And suddenly he seems to have a lot of ideas. A plethora. Und sie wünscht sich insgeheim, dass es derer mehr wären, auch untertags, auch wenn sie mal nicht dabei säße. Von daher, unter dem Schirm ihrer unterdrückten Wünsche, blieb sie still. Und er redete und redete. Wer zahlt, der mahlt. Schließlich.