26.1.

1974 verlegt Andy Warhol seine Factory ein vorletztes Mal – von 33, Union Square West auf den Broadway, Hausnummer 860. Zeitgleich wird die Factory umbenannt und heißt ab sofort The Office.

In der Küche gibt es zwei Kaffeemaschinen: die Bravilor Bonamat und eine von Melitta. Die Bravilor Bonamat heißt nicht nur toll, sie sieht auch besser aus als das Gerät von Melitta, ein verdruckster Kasten mit einer langen Reihe von Funktionsknöpfen und einer Flüssigkristallanzeige. Wie in einem Witzfilm will sie andauernd etwas, anstatt einen Kaffee auszugeben. Angeblich kann sie sogar Cappuccino. Ein dünner Schlauch aus weichem Kunststoff führt bis in eine aufgeschraubte Packung fettarmer Milch der Marke Ja! hinunter; angeblich kann die Melitta sich aus dieser Milchpackung die Milch selbstständig heraussaugen, um sie dann, während ihres Weges durch den Innenraum der Kaffeemaschine in Schaum verwandelt, in die bereitgestellte Tasse auszugeben. Doch drückte ich die Cappuccinotaste, meldete das Flüssigkristalldisplay: »Reinigung notwendig«. Oder »Wasserbehälter füllen« – ein für die Kaffeemaschine an sich nachvollziehbares Bedürfnis. Fast immer steht aber da: »Easy Clean starten?« Ich mache dann nichts, fühle mich wie bei Kottan ermittelt, habe das einmal auch schon zur Sprache gebracht, aber freilich kennt diese antike Fernsehserie mittlerweile kein Mensch mehr.
(Macht nichts.)

Die Bravilor, möglicherweise sagt man zu ihr auch der Bravilor – ganz einfach, weil’s muskulöser tönt, ist genau so: no nonsense. Schlicht und klobig wie ein Halbschuh von Alden. Vemutlich aus Amerika (ich hab gerade kaum Zeit, um zu googeln), läuft bei ihm der Kaffee aus dem oberen Teil durch eine Filtertüte in eine Kanne. Die, wenn sie dann mit in etwa dreizehn Tassen voll Filterkaffee sich gefüllt hat, was in etwa drei Minuten bloß dauert, plus der Vorgang läuft (sic!) völlig geräuscharm vor sich hin, man auf das Gehäuseobere stellen kann, wo eine Warmhalteplatte eingebaut ist, die den Kaffee in der Kanne stundenlang warmhält und ihm dabei erst das von den guten Leuten von Bravilor vorgesehene Aroma angedeihen lassen hilft. Das einzige Problem der Bravilor Bonamat: Der von ihm oder ihr produzierte Kaffee schmeckt, gleich welches Kaffeepulver man in die rosettenförmigen Filtertüten eingefüllt haben mag, in etwa so, wie ich mir den von Detektiv Cooper frenetisch gelobten Fernsehserienkaffee in Twin Peaks immer geschmacklich vorgestellt habe. Läuft die Melitta mal, produziert sie zumindest einen Espresso, der nicht ganz verkehrt ist.

Und so kam ich dann gestern auf einen ultimativen Lifehack: In eine große Tasse lasse ich die Melitta einen dreifachen Espresso laufen, den ich mit zwei Stücken Würfelzucker verrühre. Darauf einen Schluck Milch. Die Tasse dann mit dem black as the sky on a moonless night aus dem Bravilor (den ich insgeheim Brumilor nenne) auffüllen. Diese Kaffeeschorle schmeckt riesig!

Heute früh bekam ich beim Gedanken daran schon richtig gute Laune, wozu natürlich noch half, dass die Sonne schien und ich gerade in der Zeitung von der Verhaftung oder zumindest Aufstöberung des Keltischen Druiden las. Himmel blitzblau. Vor dem Fenster wurden Baumaschinen auf die gesperrte Straße gefahren. Später dann: Abschied von den Schweizern. Stört alles nicht.