26.3.2019

Von Schrauben und von Batterien wird mein Leben zusammengehalten. So kommt mir das manchmal vor. Tatsächlich wie ein Wunder finde ich, dass Friederike jünger ist als ich, vor allem anders, sie verkörpert mir Lebendigkeit—und ich vor mir selbst empfinde mich als einen kahlen Ast um diese Zeit, tarnmaschinengrau, von Flechten bedeckt, aber innerlich verholzt und staubtrocken. Mein Vater sagte mir am Telephon »Auch das geht vorbei.«

Im Donath saßen wir an einem grotesk überdimensionierten Tisch für zwölf Personen, wir waren zu dritt und aßen Nudeln nach Art der Hafennnutte (zwei Tage später habe ich immer noch Durst, derart salzig waren die.) Im Gespräch ging es um die drei großen Texte, die an diesem Wochenende erschienen waren: um den von Walter Schübler über Bibiana Amon im Literarischen Leben, um das Gespräch mit Judith Schalansky von Susanne Kippenberger und um den von Kolja Reichart über die Künstlerin, die andauernd ihren Namen ändert, mit einem Fels um den Kopf aufgetreten war in der Öffentlichkeit, und die auf seine schriftlich gestellten Fragen mit Zeichnungen geantwortet hatte. Lauter Meisterwerke.

Frau Schalansky kündigt an, im Herbst ein Buch über Schleim herauszubringen. Da würde ich gerne das Nachwort schreiben, denn zum Schleim habe ich viel zu sagen. Sie sagt, auch das ging mir sehr nahe: »Meine Analyse gehört zu den drei besten Sachen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Die Erfahrung, aus einer großen Krise heraus eine Beziehung zu sich selbst anzufangen.«

Zu sich selbst.