26.6.

Abschied von Cagnes-sur-Mer. Unterhalb der Dachkante des gegenüber gelegenen Hauses münden die von zwei entgegengesetzten Seiten aufeinander zugeführten Dachrinnen in eine Art Siphon, einen weitrandigen Trichter aus verzinktem Blech. Die weiße Taube (hell leuchtet ihr Federkleid vor dem gewitterschweren Wolkenhaufen über der Stadt) hat sich diesen schattigen Platz zum Nisten ausgesucht. In der Wikipedia steht, dass der Taubenhahn, in ihrem Fall ein Exemplar gewöhnlicher Stadttauben, seiner Henne diverse Nistplätze anbietet, unter denen sie auswählt. Dass dieser, den die schöne Weiße sich ausgesucht hat, ziemlich unstatthaft erscheint für unsere Augen, dazu noch niedrig und auch unbequem, spielt im Taubenmindset keine Rolle. Allerdings saß sie jeweils nur tagsüber dort, währenddessen er ihr einzelne Rispen eines Büschels wildwachsenden Thymians überreichte, anfliegenderweise. Ob daraus dann wirklich ein duftendes Nest enstanden sein würde im Trichter? Wir werden es leider nicht mehr miterleben. 

Schade auch, dass wir nun nicht mehr dem Ritual würden beiwohnen können, bei dem Jean, der Wirt der Petit Bar, allabendlich seine Topfpflanze, die drei blaßrosa Blüten hat, ins schattige Innere räumt, um die damit seiner Aufforderung zur letzten Bestellung noch stummen Nachdruck zu verleihen. Am Morgen räumt er sie dann als erste Handlung nach dem Aufstellen der Tische und Stühle auf einen Sonnenplatz hinaus.

Gestern wurde einer der beiden Sonnenschirme dort vom Mistral zerlegt, während wir unter den rauschenden Palmen lagen. Das Wasser war seidenweich und türkisfarben, mit sanftem, aber energischem Wellengang.

Eine Vorhut der Mume hatte auf dem betonierten Ufersaum Platz genommen. Mit vom Henna rübengelben Fingerspitzen wurde ein Lammbraten in olivgrüner Sauce goutiert. 

Ein Fingerzeig nach Bulgarien, unserer Abenteuerreise gleich schon im nächsten Jahr.

Das Abschiedswort heißt Au revoir.