28.3.

Ich verstehe nicht, will also anregen, den Jahresanfang weg von der dämlichen Silvesternacht mit dem geisttötenden Geballere auf den Morgen des Ostersonntags zu verlegen. Von mir aus könnte man das Fest sogar Auferstehung des Jahres nennen und es dürften andere weiterhin »Prosit Neujahr« rufen.

Mein Jahr 2016 fing ja gestern schon gleich königlich an mit dem schönsten Sonnenaufgang dieses noch jungen Jahres, der den Himmel in verschiedenen Farben quer streifte, bis er aussah wie ein Laken von Missoni. In den Gärten waren hier und da Elternteile zu beobachten, die Körbchen mit Süßigkeiten und Lernmitteln in den Hainbuchenhecken versteckten, um später vor ihren Kindern zu behaupten, das hätte ein Hase getan – ich meine: come on, das ist doch ein rührender Brauch!!! Dann auf dem Fahrrad zur Tankstelle, die Waschanlage leer und rein. Still standen die raumhohen Bürsten mit ihren Borsten aus aralblauem PVC; der gesamte Innenraum wurde von diesem herrlichen Aralblau beleuchtet und ganz hinten an der Rückwand blinkten diese zwei grünen Plexiglasfelder, darauf erschien jeweils die Buchstabenfolge »Wachsen«. Wie in einem Nest aus trübseliger Springerpresse wurde mir die Sonntagszeitung präsentiert, auf deren Titelseite zur Feier des Tages ein Hase abgebildet war, der mir die frohe Botschaft überbrachte. Ich nahm sie freilich an.

Das Gute an Ostern, aus der Erwachsenenperspektive erlebt, ist doch, dass man nichts machen muss, außer essen und trinken und lieb sein zu allen. Es gibt ja glücklicherweise keine Osterlieder, aber Kerzen anmachen darf trotzdem, wer will. Alles steht voll mit Tulpen, man muss auch nicht warten, bis es Mitternacht wird, kann sich also gleich nach dem Frühstück betrinken und es geht dementsprechend früh dann ins Bett. Es sei denn, man langt, wie ich in dem Fall, entgegen sämtlicher Warnungen der Hausfrau dennoch beherzt zu bei der Quarkspeise Pascha. Dann nämlich schläft man noch am Tisch sitzend ein.

Der Ostermontag ist ja bereits als ein Feiertag voreingestellt, es gäbe also keinerlei Adaptionsproblematik. Ich verstehe, wie gesagt, seit gestern nicht mehr, weshalb der Jahreswechsel im Dunkeln bei schlechtem Wetter gefeiert werden sollte.