29.9

Sansculotten des Vendémiaire, vorgezogenerweise, es naht der Brumaire, gefolgt vom Frimaire, wenn der Nebel gefriert. Von Christiano lasse ich mir jetzt morgens eine halbe Zitrone in meinen Orangensaft pressen. Auf gar keinen Fall will ich noch einmal einen so fürchterlichen Schnupfen bekommen, wie im Winter dieses Jahres, als ich noch in der Innenstadt wohnte. In Kleidungsstücken gesprochen, schleicht sich Schicht für Schicht, es fing an mit den Socken, die Kälte in die Woche. Bei meiner Inventur blauer Pullover musste ich einen als fehlend verzeichnen. Entweder also mal wieder verloren, oder – ob es das gibt, also Mottenartige, die Pullover komplett aufessen?

Mit einem Gefühl, das sich nur als das Gegenteil von diebisch beschreiben lässt, stellte ich bei langsamer Vorbeifahrt fest, dass die hier und da in den Gärten zur Seeseite beschäftigten Gärtner trotz ihres Gehörschutzes den Laubsauger kurz hochnahmen, um ihn auf eine Fehlfunktion hin zu überprüfen. Bis sie dann zunächst mit Erleichterung, dann staunend feststellen konnten, dass es der Motor meines Bootes war, der diesen unsäglichen, tatsächlich nämlich sägenhaften Motorenlärm verursachte. Da kommt bei mir schon Besitzerstolz auf, und ich winkte, wie es sich hier auf dem Wasser, insbesondere beim Vorbeifahren an den noblen Segeljachten, gehört.

Seit dem großen Feuerwerk, von dem ich zwei gelungene Aufnahmen besitze, die ich mir immer wieder gerne anschaue, ist das Strandbad geschlossen. Gestern wurden dort die letzten Strandkörbe auf den Anhänger eines Traktors gestapelt. Leer und schön, weil ohne Menschen, ockerfarben liegt der Sand jetzt da. Einsam windet sich die die dicke Spirale der Rutschbahn aus dem kalten Wasser. Ein Lebensretter in Segelpullover und kurzen weißen Hosen steht am Ende des Steges und angelt. Die Wand aus Flechtwerk, die den Nacktbadestrand vom Normalbadestrand abteilte, ist in den Keller geräumt. Auf der Aussichtsterrasse des Restaurants auf dem Hügel, pikanterweise oberhalb des Nacktbadestrandes gelegen, sind die Sonnenschirme in roten Schutzhüllen verpackt. Weiter hinten auf dem Gelände, wo es auch ein Freiluftschachfeld gibt, dessen Figuren jetzt bestimmt bei den Strandkörben, den Aufblastieren und der Trennwand gelandet sind, steht die erste Litfasssäule Berlins. Sie hat den Krieg unbeschadet überstanden (wie überhaupt das Strandbad keinen Treffer abgekriegt (sic) hat). Damals wurde auf die Säulen noch keine Plakate geklebt, sie wurden bemalt. Auf dieser wird für die Mittagsausgabe einer Zeitung geworben, die es längst nicht mehr gibt.