30.7.2019

Am Morgen stand ein Hubschrauber—blau, nicht giftgrün— tief am Himmel über den Häusern. Ich dachte an einen Banküberfall, so hatte ich es in verschiedenen Städten immer wieder erlebt: nach einem Banküberfall verfolgt die Polizei im Hubschrauber das Fluchtgefährt auf seinem Weg durch die Strassen. 

Ich griff zum Fernrohr, das ich eigentlich zur Beobachtung der obskuren Aktivitäten in der Nachbarschaft brauchte. Der Hubschrauber bewegte sich langsam und laut auf mich zu. Dann stand er lange über dem Verlagsgebäude. Später bewegte er sich in seiner Sphäre wieder auf die Innenstadt zu.

Ich kam auf dieses Erlebnis zurück, als ich mit Friederike später zur Markthalle unterwegs war, um Johannisbeeren für unser Rumtöpfle zu kaufen. Da es ihr freier Tag war, versprach sie mir, am nächsten Morgen jemanden aus dem Regionalressort zu befragen, ob es einen Banküberfall gegeben hatte.

Rings um die Markthalle war dann alles abgesperrt und auf der Hauptstrasse standen viele Mannschftswagen der Feuerwehr und liessen ihre Blaulichter blitzen. Ob das mit dem Hubschrauber zu tun hatte?

Vor der abgesperrten Markthalle stehend erfuhren wir via Twitter, dass der Hubschrauber des Attentäters vom Hauptbahnhof wegen den Luftraum gescannt hatte; die Feuerwehr wiederum war vergleichsweise harmloserweise nötig, weil es im Dachstuhl des Museums für Moderne Kunst brannte.

Die Zeit zwischen dem Erscheinen solcher seltener Zeichen und der Erkenntnis ist aufschlussreich—wie unschuldig man denkt, wie geordnet verlaufen deine Bahnen durch den Sand: Ein Banküberfall in Frankfurt. Sensorisch noch in der Ära von Aktenzeichen XY. Als Verbrecher noch vernünftig waren.