31.5.2019

Der Abschied von Berlin fiel mir dann schliesslich doch leicht. Am Hauptbahnhof kaufte ich mir bei Gosch eine sogenannte Fischhappentüte, ging damit durch die hohe Halle nach draussen und setzte mich auf einen der sonnenwarmen Steinquader auf dem Vorplatz. Das Hochhaus mit der typisch gewordenen Fassade war beinahe fertiggestellt. Während ich die Fischhappen ass und abwechselnd nachdachte, ob diese Tüte mit Fischhappen nicht wahrheitsgemässer als Bierteiglappentüte angepriesen werden sollte, um dann wieder die dunkel gebräunten Minderjährigen zu beschwichtigen, die mir Exemplare der Obdachlosenzeitung aufdrängten, starrte ich ins Leere. Dort war der das Hochhaus einfriedende Bauzaun aufgestellt. Ungefähr an dieser Stelle, die mir in diesen Augenblicken die Leere bedeutet hatte, zwängte sich ein in weisse Arbeitskleidung mit weissem Helm gekennzeichneter Mensch mit einem Schrubber aus der Freibadhaften Drehtüre auf den Vorplatz. Er schimpfte wie ein Rohrspatz, unter Flüchen fragend, warum ich ihn «so schwul angucke». Er machte mir das Angebot, mir «seinen Schrubber hinten reinzustecken» Hubert-Fichte-Style.

Ich sagte darauf freilich nichts. Meine Tüte war leer. Man könnte auch die Tüte selbst aus Bierteig gedreht herstellen. Bei seinem Versuch, mit dem Schrubber und dem Eimer sich zurück durch die Drehtüre ins Innere des Zaunfrieds zu fädeln, versagte dem weissen Mann die Magnetkarte den Dienst. Damit begannen für ihn peinliche Minuten. Bald wendete ich mich ab, um ihm den Gesichtsverlust zu ersparen. Vor mir stand ein vermutlich gleichaltriger Mann mit einladendem Grinsen und hielt mir eine mit Stickern beklebte Tasse hin. Ich sagte «Punk’s not dead.» Und darauf er: «Bisschen Klipper-Klapper für Happa Happa.» Also öffnete ich mein italienisches Wunderwerk und gab ihm in seine Tasse der Barmherzigkeit alles, was ich noch an Euro-Münzen hatte. Mein ICE würde pünktlich sein.