4.1.2019

Erquickt durch eine abendliche Blutspende — ein halber Liter bloss, aber irgendwie macht sich das doch bemerkbar. Meine Nachbarin auf dem Schragen nutzte die Minuten an der Zapfstelle, um Sprachnachrichten einzusprechen. Später trafen wir uns wieder an der Tafel mit den Erfrischungen, da wurde ihr von einer Laborantin, zum Dank für ihre zehnte Spende, eine Anstecknadel in Form des Roten Kreuzes in Gold, besteckt mit einem tropfenkleinen Rubin, überreicht. Genau diese Auszeichnung hatte mein Vater einst in Silberfarben nach Hause gebracht. Und ich hatte, erpicht auf diesen Friedensorden — friedlich wie sonst bloss noch das zierliche Christuskreuz, das Professor Splett an seinem Revers zu zeigen pflegt — von dem Abend an die Jahre gezählt, bis ich selbst einst würde spenden dürfen.

Gelobt worden war ich gestern dafür, wie rasch mein Blut den Beutel füllt: 500 Milliliter in 5 Minuten und 15. Kurios, das ich darüber dann einen Stolz verspürte. Wir optimieren uns zu Tode heisst ein Aufsatz im neuen New Yorker, hatte ich zuvor noch beim Durchwühlen meines Spam gesehen.

Schön dann heute die frische Energie, wahrscheinlich bilde ich sie mir ein, mit der ich durch das neu gebildete Zwölftel meines Blutes ans Werk gegangen bin. Analogien von Akku aufladen, neuer Prozessor und so. Noch weit vor seiner Stunde aber, die üblicherweise um 16 Uhr beginnt, traf ich den braunen Hasen an, der am Rand meines Weges zum Skyline Plaza in einem Garten unter Wäscheleinen lebt. Heute wagte er sich also schon am Vormittag hervor. Mir zur Freude. Das trug freilich noch bei zu meinem Weltgefühl eines besonderen Tages. Und dann machte er auch noch Männchen, um vom Cotoneaster zu knabbern. Ich drehte ein Video. Im Hintergrund ist das Rotkehlchen zu hören.