4.7.2019

Spaten, eine Traditionsbrauerei aus München bewirbt ihr Bier, das neuerdings in einer bewusst traditionell etikettierten Flasche abgefüllt verkauft werden soll mit dem herrlichen Slogan «Vor allem fürs gemeinsam Munden wurde einst das Bier erfunden». Der darunter in einer Handschrift gesetzte, eigentlich traditionelle Slogan des Hauses lautet unverändert «Lass Dir raten, trinke Spaten». Über die Hintergedanken zu diesem Winkelzug des Marketings spekulierte ich neulich erst trefflichst mit meinem Vater, da uns das überarbeitete Design von Etikett und Kasten im Vorüberschieben aufgefallen war. Mein Vater, jahrelang ein Trinker von Spaten, wie es ihm geraten, erkannte seine Marke erst auf den zweiten Blick.

Jetzt ist hier in Berlin jede U-Bahnstation flächendeckend mit den Plakaten für Spaten ausgeklebt. Anders als Augustiner, Bayreuther, Paulaner und Tegernseer hat Spaten den Export seines Bieres zu lange gescheut, drängt jetzt aber mit Macht auf den Späti-Markt.

Und ich bekomme bei jeder U-Bahnfahrt Heimweh und wünschte mir gerade schon, es gäbe eine Endhaltestelle «Heimerdingen», zumindest aber «Frankfurt», denn von dort aus hat man es neuerdings auch nicht mehr weit, seitdem—ein Novum in über 1200 Jahren Ortsgeschichte!—man vom Hauptbahnhof in Stuttgart mit Bahnverbindungen bis direkt zum anmutigen Bahnhofshäusle von Heimerdingen fahren kann. Passenderweise ist die letzte Bahn, mit der man von Korntal bis dorthin fährt, dann auch ein sogenanntes Bähnele. 

Der Bahnhof liegt übrigens direkt gegenüber des Getränkeladens, in dem ich mit meinem Vater das Redesign von Spaten zuerst gesehen hatte. So it’s kind of an infinity loop.