4.8.

Mint Film Office hat die Dokumentation über Maison Martin Margiela tatsächlich fertiggestellt. Der Film ist so ganz anders geworden, als ich es erwartet hatte. Nämlich einfach hinreißend. Ergreifend. So kann also Wehmut verfilmt werden. Kyotoesk um den verschwundenen Meister angeordnet, erinnern sich die ehemaligen Mitarbeiter, darunter Lutz Hülle und Patrick Scallion an ihre Zeit im Laborkittel. Es gibt Filmaufnahmen von der von Bakterienstämmen aufgegessenen Kollektion, die im Garten des Museum Boijmans van Beuningen ausgestellt war, während die Schaulustigen sie vom leergeräumten Inneren her durch die Scheiben betrachten konnten. Jenny Meirens, die am 1. Juli starb, ist selbst nicht im Bild, man hört bloß noch ihre Stimme und dazu erscheinen die Untertitel in weißen Buchstaben auf weißem Grund. Auf der Tonspur liegt ein Knistern, so als ob der Film von einer Flohmarktschallplatte abgespielt würde. Und als ich dann später ins Freie kam, meinte ich es noch immer hören zu können. Das Knistern hatte sich über die Geräusche der Stadt gelegt. Bis ich begriffen hatte, dass es die ersten großen Tropfen des Regnens waren, deren Auftreffen auf den warmen Platten des Gehweges ich hörte. Über der Spree standen knallweiße und violette Wolken wie aneinander vorbeifahrend fotografiert. Auf der entgegengesetzten Seite war schon alles grau.

Ich dachte an den Abend mit Iskender und seiner Frau Anna Fasshauer, die sich einen Katalogtext von mir wünscht. Wir hatten über unsere Liebe zum Zeichnen gesprochen. Der am schwersten verkäuflichen Kunst. Sie wollte genau von mir wissen, warum ich Birken zeichne nach der Natur. Und ich erklärte ihr, weil ich ihr aufrichtiges Interesse spüren konnte, mein Hell-Dunkel-Modell.