4.8.2019

Ich nehme an, der Tick ist weit verbreitet, aber bei der Erwähnung historischer Persönlichkeiten muss ich geradezu nachrechnen, wie lange sie gelebt haben. Schon seit ich lesen kann geht das so und mittlerweile hat mein Ausrechenzwang sich von den Persönlichkeiten auf sämtliche Personen ausgedehnt: sobald ich auf einen Satz von Geburts- und Sterbedaten stosse, rechne ich anhand des willkürlichen Beispiels aus «wie lange mir noch bleibt». Im Mittel (Ernst Jünger als extreme Obergrenze angenommen) bleiben mir derzeit noch 25 Jahre Lebenszeit, die ich aus Darstellungsgründen auf 24 Jahre reduziere, dann steht mir ein schon zu zwei Dritteln gelebtes Leben sauber vor Augen. Daran schliesst sich für mich die Frage an nach der Erlebnisqualität im künftigen Drittel—mir geht es ja nicht um Länge, ich bin kein Statist, sondern um Tiefe. Im Sommer vor zwölf Jahren wurde das iPhone zum ersten Mal verkauft. Scheint unendlich viel länger her.

Die beiden Setzlinge, die ich aus den israelischen Samen gezogen habe, wachsen beunruhigend langsam, sie fordern mir Langmut ab und ich kann mir nicht vorstellen, wie daraus in bloss 50 Jahren diese blühenden Bäume am Rothschild Boulevard entstanden sein sollten.

Der Luftdruck liegt seit Tagen konstant bei 1005 Hektopascal.