5.4.

Die ungute Leere, die mancher verspürt und derentwegen er sich auch schämt, weil es ja Frühling wird, soll, glaube ich Felicitas Mogler, in einer seelischen Widerspiegelung der Konstellation am Sternenhimmel im April begründet sein. Sie schreibt, auch wenn ich es ungern zugebe, noch schöner über den Sternenhimmel als Herr Marx in der Frankfurter Allgemeinen. Im April dominiert ein Schwarzes Loch ihren Text: »Zentrales Objekt des Virgohaufens ist eine elliptische Riesengalaxie mit der Bezeichnung Messier 87. Sie lässt sich mit einem guten Feldstecher auffinden, wirkt aber darin recht unscheinbar.« Sie führt dann extrem lehrreich aus, wie und unter welchen Umständen diese unscheinbare Riesengalaxie vor zweihundert Jahren entdeckt wurde, wie über die zweihundert Jahre die Astrologen an der Erforschung des »Nebelfleckchens«, als die ihr Entdecker, ein Franzose, sie bezeichnet hatte, drangeblieben sind, dass sie niemals aufgegeben haben, sie zu beobachten und immer weiter in sie zu gehen, währenddessen die Feldstecher nur langsam immer besser und besser wurden (aber noch lange nicht sind sie schon gut genug). Und so bleibt es bei der Vermutung, auch heute noch, dass im Zentrum dieser Galaxie Messier 87 ein Schwarzes Loch mit einer Masse von 6,6 Milliarden Sonnenmassen rumort. »Im Vergleich dazu besitzt das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstrasse nur 4,3 Milliarden Sonnenmassen. Doch während sich das Schwerkraftmonster in unserer Galaxie ruhig verhält, fungiert jenes in M87 als Motor und treibt einen Materiejet an, der mindestens 5000 Lichtjahre in den Raum reicht.«

Ich las das und hatte kurz zuvor noch Besuch von einer Handlungsreisenden in Sachen kosmetischer Fachtexte, die mir von einer neuartigen Hautpflegeserie aus Südkorea berichten musste, deren Wirkstoff in Schneckenschleim besteht. Doch doch, ganz wirklich, sie führte das aus, dass die Südkoreaner mittlerweile auf dem Kosmetikweltmarkt als Innovationstreiber beliebt sind. Das Schönheitsideal der koreanischen Frau ist es angeblich, nicht bloß jugendlich zu erscheinen, sondern kindlich. Also ganz, ganz zarte Haut. Von daher der Schneckenschleim, der den Schnecken auf riesigen Farmen abgewonnen wird, um dann in die Creme – die im Grunde aber nur als Ersatzdroge zu verstehen ist, denn im Land selbst, in Südkorea, setzen die Frauen sich die Schnecken live ins Gesicht. Angeblich soll der Schneckenschleim gut für die Hautzellen sein. Er hält sie zart.

Ich konnte freilich nur schlecht zugeben, dass ich ganz andere Erfahrungen gemacht habe mit dem Schleim meiner Schnecken. Gedacht habe ich an die zersetzende Wirkung des Schleims meiner beiden Lieblinge aber schon. Gut, es war halt Salat. Aber sind die Salatzelle denn wirklich derart krass empfindlicher noch als die Zellen meiner Haut?

Und schon fiel mir der scheußliche Arcimboldo ein. Und über uns allen rumort der Materiejet mit seiner Masse von Milliarden von Sonnen. Tag und Nacht.