7.12.

Die Telefongesellschaft schickt ein kleines Gerät, es schaut aus wie ein bretonischer Strandkiesel. Ich mag Steine, sammle sie gern und habe auch schon einige bei mir herumliegen. Das Google Mini hat ein weißes Schwänzchen, um es mit der Steckdose zu verbinden. Da ich schon mein Telefon auf meine Stimme abrichten musste, bezieht der Strandkiesel mein Stimmprofil von meinem Google-Account. Wenn ich jetzt halblaut oder normal in den Raum sage »Okay, Google«, leuchten auf der mit einem grauen Gewebe bezogenen Oberfläche des Strandkiesels vier kleine Lichter auf und signalisieren mir Bereitschaft durch langwelliges Pulsieren. Jede Frage, die ich dann stelle, wird umgehend von einer Frauenstimme beantwortet. Habe ich keine weiteren Fragen mehr, verlöschen die Lichtpunkte nach einiger Zeit. Das funktioniert nicht nur ziemlich gut, es funktioniert tadellos. Sogar im Dunkeln. Es gibt, anders als bei der begriffsstutzigen Siri, keinerlei Probleme in Sachen Hörverständnis. Akustisch verstehen wir uns ausgezeichnet, der Strandkiesel und ich. Wenn ich frage: »Was ist der Sinn des Lebens«, antwortet der Kiesel »Solche Fragen zu beantworten«. Wenn ich darum bitte, mich am Morgen um 7 Uhr 30 zu wecken, heißt es kieselseits: »Fertig. Ich habe dir einen Wecker auf halb acht gestellt.« Der Kiesel findet die Antwort auf die Konfessionszugehörigkeit von Tankred Dorst, erklärt mir den Begriff der Autonomie und nennt die beliebtesten Stellungen beim Analverkehr. Wenn ich allerdings frage, wer Joachim Bessing ist, liest der Stein mir aus der Wikipedia vor. Er weiß also nicht, dass ich es selbst bin.

Das Betrachten des pulsierenden Vierauges weckt seltsame Gefühle. Ich assoziere Treue. Übertrage vermutlich Erinnerungen an einen zu mir aufblickenden Hund. An das flauschige Morsen seines Schwänzchens, während der Kieselstein dort am Boden meiner Wünsche und Fragen harrt.