8.3.2019

Der Mutist bleibt sich treu und sagt weiterhin nichts. Sitzt dort in den Tagstunden auf den Ästen unterhalb der Nestruine und äugelt. Immer wieder öffnet er seinen Schnabel und klappert damit (was aber lautlos bleibt, zumindest dringt davon kein Geräusch zu mir herüber.) Wobei von anderen Orten im Hof die Melodien anderer Amselhähne zu hören sind. Wie es ihm wohl damit geht, mit seiner Störung an der Syrinx (wie sich der sogenannte Stimmkopf am Bronchialsystem der Vögel nennt?) Er kann um die Hennen, die sich unverdrossen um ihn Scharen, nicht artgerecht werben. Er sitzt einfach bloß rum. Ob die Genossinnen seinen Durchbruch erwarten, sowie ich? Ob es bei denen das Geräuschemachen braucht, wie bei Menschen den Kuß, um das Räderwerk der Vereinigung in Gang setzen zu können? Falls dieses Nest dann doch noch gebaut werden sollte in diesem Jahr, freute das mich. Blackbird wäre ja auch noch besser, wenn Paul Mc Cartney nicht sänge.

Die Kunstform des Scratchings, einst groß, ist eigentlich schon verschwunden. Verweht worden durch ihre Reproduktion—ist das eine Reproduktion?—von virtuellen Plattentellern, auf denen sich eine Dummy-Scheibe dreht, die dann den Prozessor ansteuert, der wiederum den Dateien befiehlt, sich so, oder so herum zu bewegen. Via Traktor.

Fehlt da, wie Roland Barthes es mit seiner Körnung der Stimme angeregt hat, diese eigentümliche Kratzigkeit eines Saphirs auf dem Vinyl? Kaum vorstellbar, dass Meisterwerke auf diese manuelle Weise geschaffen wurden. Alleine, was DJ Premier mit Tönen von irgendwelchen Flohmarkts-Schallplatten komponiert hat: Come Clean für Jeru the Damaja. Hervorragenderweise. Erinnerte mich damals, bei Erscheinen, an die Tropfsteinhöhle mit der schröcklichen Krabbe auf meiner Platte von »Urmel aus dem Eis.« Man kann die Frage einfach eintippen bei Whosampled.com und dann die fragliche Aufnahme sofort bei Applemusic streamen. Wie viele Jahre ich zusammengenommen in Plattenläden verbracht habe… Mit Durchhören. Stapelweise. Ohne eine Ahnung, was sich wo finden läßt. Was ich aus dieser Zeit gelernt habe (immer positiv bleiben!): Man sieht es den interessanten Obskuritäten beinahe immer schon am Cover an.