8.7.2019

Der Tag fing an mit einem Stromausfall, der das Viertel betraf, aber bloss vier Stunden lang anhielt, bis wieder Saft in die Leitungen fliessen konnte. Dann erfuhr ich (durch mein Hingehen), dass das für mich zuständige Bürgeramt, das sich bislang in einem Einkaufszentrum befunden hatte, «bis auf weiteres geschlossen hat». Das nun für mich zuständige befindet sich angeblich eine Stunde weit entfernt weg. Dort liegt mein neuer Reisepass und mein Führerschein, die ich im März beantragt und dabei auch weisungsgemäss im Voraus in Bar bezahlt habe. Seitdem habe ich von dem Bürgeramt entgegen der Ankündigung keine weiteren Briefe mehr erhalten. Wollte deshalb heute mal nachfragen kommen.

Als ich ins Kräutergärtle kam, hatten dort über Nacht andere sämtliche Tomaten weggeschnitten. Die waren noch grün. Die Beete um die Stauden herum waren zertrampelt. Wenn ich die Tourismusbehörde von Österreich wäre, würde ich im nächsten Jahr nicht mehr in Berlin investieren. Oder zumindest ein Schild anbringen mit dem Zitat von Malcolm Lowry «Gefällt Ihnen dieser Garten? Aber warum wollen Sie ihn denn dann zerstören?» [¿LE GUSTA ESTE JARDÍN? ¿QUE ES SUYO? ¡EVITE QUE SUS HIJOS LO DESTRUYAN!]

In der Tagesschau kam gestern abend kurz vor dem Wetterbericht eines der von mir gefürchteten Hintergrundsfotos in Schwarzweiss: João Gilberto war gestorben. Ich schickte Lino eine Nachricht. Seine Antwort kam binnen Sekunden: «Das ist ein grosser Verlust! (Bin in Portugal).»

Wie lange ist das her, seitdem wir uns an jedem Morgen begegnet sind? Ein Jahr.

Abends, als es aufgehört hatte zu regnen, setzte sich der Mutist nahe zu mir auf eine Laubdecke der Schwarzpappel. Um ihn herum glänzte und glitzerte es frisch abgewaschen. Er hatte sich zurechtgeruckelt. Wartete. Die Batterie meiner Kamera war leer.

«I’m ready for my close up, Mr. DeMille.»