8.9.

Gestern traf ich im Aufzug den alleinstehenden Herrn, der in den Räumen über der Redaktion das sogenannte Pfötchenhotel betreibt. Ein freundlicher Mann. Die Tiere werden allerdings nicht bei ihm auf der Etage aufbewahrt, er nimmt sie dort lediglich von ihren Besitzern entgegen und fährt sie abends dann in einem Sammeltransport nach Brandenburg. Die Hunde, das hat er mir einmal erzählt, spielen auf ehemaligen Weideflächen. Er hat dort für sie eine Ballwurfmaschine aufgebaut. Manchmal wird für ihn Paketpost in der Redaktion abgegeben. So kamen wir ins Gespräch.

Während der Aufzugfahrt fragte ich ihn, welches Tier sein bislang ungewöhnlichster Gast war: »Eine Blaukrabbe (Callinectes sapidus)«. Die war im Gepäck eines Heimkehrers vom Zoll aufgespürt worden. Bis ein geeigneter Pflegeplatz in einem zoologischen Aquarium gefunden war, brachte die Behörde den Meeresbewohner im Pfötchenhotel unter. Der Hotelier erzählte, dass sie sich dafür erst kundig machen mussten, wie sie die Krabbe für die Dauer ihres Aufenthalts im Haus artgerecht verpflegen konnten. Nach einer Woche wurde sie dann in ihr neues Heim, einem Sammelbecken für westatlantische Krustentiere im Aquarium des Zoologischen Gartens umgezogen, das sich am Fuße des Interconti befindet.

Unvorstellbar, eigentlich. Vorstellen kann ich mir hingegen Länder, da würfe der Zollbeamte so einen Fremdling einfach weg.