9.11.

Die Hecke zum Park ist durchlässig geworden. Abends sehe ich dort in Bodennähe blaue Lichter. Das sind die Jugendlichen mit ihren Telephonen. Sie schreiben Nachrichten und hören Musik. Mir fällt dann ein, wie ich als Kind, um diese Zeit vor dem Martinstag, im Dunkeln draußen durch die Straßen ging und immer gab es dort in jedem Haus, in jeder Wohnung noch einen Raum, der war vom bläulichen Flackern erfüllt. Weil sich Menschen vor dem Fernseher versammelt hatten, der, wie es hieß, lief. Das gibt es kaum noch. Und wenn ich es sehe, dann denke ich, hier wohnt ein alter Mensch.

Nachts wachte ich auf von einem grünlichen Schein, der sich über dem Boden ausgebreitet hatte wie schwebend. Der ging aus von den sechs Leuchtdioden am Router, die ähnlich den schwarzen Tasten einer Klavieroktave auf dem kleinen Kasten angeordnet sind. So dunkel war es draußen, dass dieses geringe Licht jetzt strahlend wirkte. Der Mond war nirgends zu sehen.

Von Jan erhielt ich Hinweis auf eine Nudelkritik. In der ersten Lieferung, ein Spiel, ging aus dem Textauszug nicht hervor, um wen es sich handelte, der da seine Makkaroni mit Käse derart missraten gefunden hatte. Anscheinend aber Ludwig van Beethoven. Es durchfuhr mich – zu Beethovens Zeiten sollte es schon Makkaroni gegeben haben? Die Erstausgabe dieser Biographie stammt aus dem Jahr 1860. Und zu der Zeit, von der die Anekdote berichtet, befand Beethoven sich in Wien, nicht in Bonn, was mich seltsamerweise etwas beruhigen konnte, aber nicht völlig. Die Herstellung von Makkaroni stelle ich mir auch unter heutigen Bedingungen nicht unproblematisch vor: Eine Maschine kann einen von Natur aus zähen und klebrigen Nudelteig zu langen und geraden Röhren formen, eine wie die andere. Und das erst von Hand! Wie kommt man bloß auf die Idee für eine solche Nudelform? Und das vor zwei, vielleicht schon dreihundert Jahren. Vor allem halt: warum. Es gibt keinerlei Vorteile für den Nudelfreund, die sich durch das Röhrenhafte ergeben. Meiner Ansicht und Erfahrung nach sogar im Gegenteil. Das Einschlürfen der Nudel wird dadurch noch weiter erschwert. Die, wie es bei den von mir geschätzten Spirelli heißt: Saucensüffigkeit ist nicht gegeben. Die aufgrund ihrer Röhrenhaftigkeit da noch am ehesten mit den Makkaroni vergleichbaren Penne lassen sich mit einem ins Loch eingefädelten Gabelzinken leicht aufnehmen; Makkaroni aber nicht. Und die sozusagen overblown Penne, die Canneloni, lassen sich füllen. Makkaroni nicht.

Arno Schmidt, das erfährt der Leser aus dem Prolog der ersten Szene von Julia, oder die Gemälde, aß sehr gerne Makkaroni mit Käse. Mir fallen immer nur noch mehr Anekdoten zu Makkaroni mit Käse ein.