9.3.2019

Gestern, pünktlich um 18 Uhr auf dem Vorplatz des Hauses der Berliner Festspiele: wie man mit einhundert Quadratmetern Folie und fünf Nebelmaschinen etwas Schönes macht. Zwar ging die Sonne da noch nicht unter, aber als die Nebelschwaden umhergeblasen wurden vom Abendwind, fiel es mir erst auf, worin die Veränderung am Gebäude bestand. Die Fensterflächen waren mit einer metallisch spiegelnden Folie beklebt, sodass ich mich zwar nicht unmittelbar an die Fassade des Palast der Republik erinnert fühlte, aber durch diese Idee dann schon. Ein Bühnentechniker stand am Rande des Bildes unter einem immergrünen Baum und hatte, vom Nebel beinahe verschluckt, etwas Japanisches für mich. Noch schöner war der Anblick des verkleideten Theaterhauses freilich später in der Nacht geworden, als sich das große Baumgerippe in der folierten Glasfront spiegelte und gleichzeitig, von Innen heraus die Lampen im Treppenhaus erschienen. Wie in der Doppelbelichtung meines Blicks schwebte dort eine rote Kapuze.

Interessant auch die verschiedenen Aufzeichnungsgeräte der Berichterstattenden, es war viel Fernsehen vor Ort: große Kameras mit aufgesteckten Monitoren aus der Ära Beta Digital, aber auch die Cine-Alta Venice MPC-3610, eine Black Magic, die vor fünf Jahren avantgarde war. Einer hielt einen mit Dioden besetzten Pistolengriff aus greigem Kunststoff, auf dem sein vergleichsweise großes iPhone in einer kardanischen Halterung eingespannt war. Keine einzige Drohne.

Trotzdem glaube ich nicht, dass einer dieser Filme vermitteln kann, wie zauberhaft das alles live war.

In der Zeit, als der Palast der Republik noch nicht abgerissen war, gab es einen Berichterstatter, der kam auf die Vernissagen mit einer Videokamera, die er mit Paketklebeband auf seinen Bauarbeiterhelm montiert hatte. Ich hielt den für irre.