And Justice for All

Beim Eistütenlecken schauen Frauen wie Männer gleich blöd aus. Gilt übrigens auch für Cunnilingus. 

Dass Reichtum schön macht, beziehungsweise, dass vor allem die gutaussehenden Menschen zu Geld kommen, das läßt sich ganz einfach dabei feststellen, wenn man in der mittlerweile ohnehin teuren Hauptstadt einen Spaziergang von einem elenden Viertel, beispielsweise Moabit auf nach dem sogenannten Mitte unternimmt. Bald nachdem man die triste Schlitzfassadenblockarchitektur des Regierungsviertels hinter sich gelassen hat, scheinen dort die Wege und Gassen gleich weiter; insbesondere bei solcher Wetterlage auch sonnenduchflutet. Und das Volk hier trägt Mode. Die Frauen haben Baseballkäppies auf dem Kopf.

Hinhören tut weh — so man empfindsam ist. Denn es geht halt vor allem um Reiseaktivitäten, mit denen man vor anderen, denen das freilich egal ist, prunken will wie mit Orden. Es ist, so scheint’s, ein jeder zweite hier Kunsthändler; zumindest Ermöglicher, oder eine Fürsprecherin der Kunst. Eine größere Gruppe von Interessenten hat sich hier entschieden, in den Ideenraum Kunst hinauf zu diffundieren. Nicht traditionell, aus der Verzweiflung an der eigenen, materiell spürbar gewordenen Armut heraus, sondern aus Überdrüssigkeit, aus dem konkret verspürten Frust an der gläsernen Decke des eigenen Denkens heraus. Dort war immer nur noch Geld; und wenn man sich angestrengt hatte: noch ein bißchen mehr davon. Kunst also wie ein endloser Nachmittag in einer Badewanne, die einem die Ödheit des eigenen Daseins als ein dem Kapitalismus, eventuell Postfordianismus’ ausgelieferten Subjekts verschwiemelt. Angenehmerweise?

»Wer von Euch beiden ist kreativer?«

Es geht um das Smart System natürlich, das wird hier ausgebreitet und, ganz offen: diskutiert. Das Smart System verlangt nach einer andersartigen Methode, und von daher hört man an jedem Tisch hier eine Leier, die besagt, dass ein Verzicht auf Räumlichkeiten, das Hinaufladen der geistigen Kapazität der Galeristen in die Cloud mitsamt aller Werke das sogenannt Nächste Große Ding wird. Wozu noch Miete? Es wird gelogen, dass sich die digitalen Balken biegen. Die Verkrustungen abschüttelnd löst sich der Verein allgemein auf. Kann man sich den Kunstwerksbesitz in Form von Dateien vorstellen; eventuell an den Wänden des Sammlers dargestellt auf eigens hierfür exklusiv verplombten Supersizescreens?

Am Nebentisch sitzt Slavoj Zizek. Und Bobby Roth schreibt alles mit.