AUS DEM DACHSBAU

Mittags war es dann soweit: Umgeben von den an der Schattenmauer in der Russenhocke schmausenden Arbeitern, die machten eine Pause mit AU, hatte der Vorarbeiter meinen Lino auf die Mitte des Rasens geführt, um ihm die Premiere des Wunderwerks vorzuführen. Ich verfolgte das Geschehen von einer höheren Neugierde geleitet und wartete freilich auf das Kommando »Wasser marsch‘!«

Doch blieb es still, während dort ringsum aus den in die Grasnarben vergegrabenen Düsen die Strahlen zu parabelförmigen Kurven in die Luft gepresst wurden. Als Mann hegt man ja zum Spritzen aller Art ein freundliches Gefühl. Walfischphantasien kamen auf.

Lino hingegen kratzte sich am Hinterkopf—was täte ich anderes? Vom Oknophilen heißt es bei Michael Balint, dass »er selbst seinen Henker noch umarmt.« Nehme mal an, sein Gefühl war dementsprechend dem meinen, als mir 1997 eine der drei Sekretärinnen von Franz-Josef Wagner ein eierkartongroßes Modem des Fabrikats Robotics mit auf die Dienstreise gab, zusammen mit der Weisung »Dann brauchen Sie mich nicht mehr anrufen, um mir ihren Text zu diktieren«. Kurz nur währte die Freude über die technologische Neuerung. An den Spätfolgen laboriere (und oriere) ich heute noch umso mehr.

Dann aber fing ein Zweitaktermotor an, ganz grässlich sägende Geräusche von sich zu geben. Das war die kabellose Zweigschere, mit der sich ein malerisch schwitzender Gärtner im Holzfällerhemd an den Formschnitt der Heckenbuchen geschickt hatte. Warum nicht gleich nackt, bei dem schönen Wetter?

Ich stellte sofort Die Großen Weißen Vögel an, um das zu übertönen. Mein Nachbar machte sich nur von einer Jutetasche begleitet auf zum Steg, um auf seinem Boot das Weite zu suchen (und nicht zu finden, vermutlich, denn der Wannsee ist ja leider sehr klein.) Auf der Tasche stand in Kartoffeldruckbuchstaben DEINE MUTTER.

Wenn ich sterbe, soll meine Seele aber auch nicht zu den Sternen fliegen. Dort ist es furchtbar kalt. Wobei man seit Neuestem wissen sollte, dass das Weltall nach Petersilie duftet.