Call me by your username

Weiß auf den Flächen. Mit eineinhalb Kilogramm Körnermischung im Rucksack durch die Stadt nach Hause. Ich kaufe ja sogar mein Vogelfutter in Frankfurt, weil es so etwas Schönes wie die Samenhandlung Andreas in ganz Berlin nicht gibt. Eigentlich lebe ich dort. Zumindest im Geiste. There is no place like home.

Wenn man die Kunst wirklich liebt, so sehr liebt, wie ich, sagte mir einst Gerhard Merz, dann bleibt man bei jedem Pflastermaler stehen. Ich habe es ihm damals schon nicht geglaubt. Aber in dem Moment, da er es mir sagte, war es lustig und irgendwie auch schön. Also behielt ich es bei mir. Bis dann, wenige Monate darauf mir Malcolm McLaren auf dem Punkerkongress in Kassel noch seine letzte Weisheit anvertraute: »Gallery openings are the nightclubs of the 21st century«.

Am Mittwochabend dachte ich an beide, McLaren und Merz, als ich im ehemaligen Postamt in der Goethestraße (Berlin) bei Max Hetzler war. Gezeigt wurde eine Ausstellung der neuen Gemälde von Julian Schnabel und Albert Oehlen. Schnabel beherrscht, das fand ich dort heraus, die Kunst, sich einen schwer auszusprechenden Vornamen über den Abend hinweg merken zu können. Als wir uns sehr viel später in der Paris Bar verabschiedeten, sagte er »Goodbye, Joachim« zu mir. Zu Michael Michalsky, dem Modeschöpfer, der ebenfalls anwesend war, sagte Julian Schnabel »I’m glad that you’re gay«.