Das Flimmern der Tage

Mit den Wurstbroten und einem Stück vom Apfelkuchen gab ich Friederike am Morgen auch den Text für die Metamorphosen mit in der guten Hoffnung, dass sie mir ein Redigat gönnen wird. Wird sie. Schmidt hat, das war freilich zu einer anderen Zeit, die ideale Ehefrau des Schriftstellers als Kombination aus Schreibmaschine und einem Geldautomaten definiert; those were the days.

Ein Redigat unter Liebenden ist natürlich eine heikle Angelegenheit; heiklissimo sozusagen, in dem Geist meiner Zeit. Und aber dennoch bin ich gespannt auf ihre Striche. Meiner Erfahrung nach findet der sehr gute Lektor ja exakt diese Stellen, die ich selbst schon beim Wiederlesen verzichtbar fand, oder schlampig geschrieben, aber dann, aus Schlampigkeit, sozusagen stehenließ, allein aus dem Grunde, weil sie dort schon so schön stehen wollten. Aus Entkräftung auch oft. Nicht zuletzt weil das im Feuilleton und in artverwandten Sektoren geforderte Durchgearbeitetsein von Texten mir halt zu bäckersmäßig klingt im Hirn.

Apropos: ich werde am Nachmittag ein Hefezöpfle anfertigen, das sich, wie es heißt, gewaschen haben soll. Aus den Teigresten wird für die Mume ein dies noch von mir einzufärbende rote Ei umkränzender Sockel gebacken, den wir ihr dann am Sonntag vor unserem Kirchgang nebst einer kyrillisch beschrifteten Karten überreichen wollen. So will es der bulgarische Brauch, angeblich. So soll es denn sein in unserer Wirklichkeit.

Im Geäst des Kirschenbaums, heute früh, als niemand dort war, den Tau von den Wiesen zu lesen: Annäherung eines Amselpaares. Lohn des Gesangs eines Amselhahns in der Frankfurter Innenstadt.