Ein Springender Brunnen

»Die Japaner nehmen die Oberfläche ernst«, schreibt Ian Buruma in seinem A Tokyo Romance »Sie drängen gar nicht erst nach einem Inneren. Vermutlich aus Respekt vor dem Individuum.«

Sprach mich extrem an. Ich habe auch keinen Mut, nachzufragen. Vermutlich bin ich der schlechteste Journalist. Mehr und mehr Analogien des Japanischen fallen mir ein bei der Lektüre seines Buches zum Schweizerischen, an dem ich noch immer hart zu beißen habe. Beispielsweise gab es einmal dort diese Szene, als ich Beda um seine Unterschrift bitten mußte für ein Facsimile, das vom Layout gebraucht wurde. Und er warf es hin auf ein Blatt Papier, in seiner von mir längst gewohnten Schrift, aber dann stand dort: Achermann Beda. Meinen Einwand, dass dies nicht zulässig sei, beziehungsweise, dass ich den Schriftzug zerschneiden lassen würde, um die für deutsche Leser gewohnte Folge aus Vorname und Nachname herzustellen, ließ er nicht gelten. Stattdessen erzählte er mir von einem Turnier des Schwingens, der Schweizer Abart des Ringens, bei dem die Gegner ja auch auf diese Weise aufgerufen würden. Also steht im Heft jetzt »Achermann Beda.« Mir hat das imponiert.

Ich denke, es war Christian Kracht, der im Vorspann eines seiner Bücher einen kalifornischen Maler zitierte mit »Surface is an illusion/But so is depth.«

Bei Ian Buruma geht es freilich noch weiter mit seinen Schilderungen aus dem Tokio der siebziger Jahre. Wie einfach das alles noch war — auch ich kann mich noch an die achtziger Jahre erinnern, als man permanent jemandem vorgestellt wurde, auf Partys landete, dort wiederum von anderen angesprochen wurde und so fort. Das alles, das Miteinander, ist kompliziert geworden. Er schildert eine Szene, in der Kurosawa Araki eine Reklame für Whiskey aufnehmen muß, um Geld zu verdienen. Und in dem er, Ian Buruma, als Statist angeheuert war. Und wie er den im Hintergrund erstarrten Lavasaum des Fujijama beschreibt: das ist schon schade, das so etwas heute nicht mehr geht.