Zuckschwerdtstraße (Unter der Mondsichel)

Dann trotzdem, ich war unterwegs gewesen den beinahe halben Tag: Nirgendwo gab es die Brennpaste, die ich brauchte. Überall hieß es: Ausverkauft.

Schließlich war ich so erschöpft; ich musste einkehren, natürlich im Jadewok (wobei dort über der Türe bloß Jade steht). Und, manchmal hat man das ja, also: ich, ganz selten, aber dennoch bestellte ich etwas anderes als sonst immer; und immer ganz selten, aber dann immer dann spüre ich schon beim Bestellen, dass es mich nicht zufriedenstellen wird, tue es dann aber trotzdem. Und die Unbefriedigheit beim Verspeisen des im Grunde ungewollten Gerichtes aber, die hält an. Wenn es uns gelingt, aus dem Panzer unserer Routine zu brechen, ist die Erfahrung dort wohl derart, dass wir uns umso mehr in diesen Panzer zurückziehen wollen (Tintenfisch mit verschiedenen Gemüse in schwarzer Pfeffersauce).

Und überhaupt: Wer ist Magnus Klaue!

Auf dem Heimweg: Ganz schnell füllte sich die Bahn mit schwarzen Menschen. Das gibt es in Berlin nicht: Schwarze {Anmerkung der Redaktion: Mal ganz abgesehen von Kreuzberg, Moabit oder dem Wedding, zum Beispiel}. Man sieht sie dort allenfalls als Spülende oder Wegräumende in den Restaurants. Als ich Ijoma darauf ansprach – gerade so, als ob er dazu etwas wissen müsste, als Hase unter Hasen – wurde er ganz wütend; was ich denn wollte, sagen wollte; fragen wollte; wissen?

Zuckschwerdtstraße: mein Heimatgefühl. Doppelpunkt, der Sportwagen hat ein Kennzeichen, es lautet F-CA 880. Daheim hörte ich das letzte Interview mit Leonard Cohen, das vom New Yorker veröffentlicht ward. Der Reporter gibt zu Protokoll, dass der Meister da 55 Kilogramm schwer war. Bloß. Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich ein Komma setze, oder einen Punkt. Um dieser Information mehr oder etwas weniger an Gewicht zu verleihen. Herr Cohen hat teilweise drei Flaschen Rotwein getrunken, um sein Lampenfieber überwinden zu können. Château Lafite, wie der Sprecher meint, erwähnen zu müssen.

Überflüssigerweise.

Alkohol bleibt Alkohol. Label egal.

Stage fright. Ich kann das alles verstehen.

Es gibt diesen Film von Johnny Depp, Stuff, und es gibt einen damit verbundenen Dokumentarfilm des holländischen Fernsehens, da schaut man John Frusciante dabei zu, wie er zu erklären versucht, wie er sich arbeitsfähig halten muss. Das ist teilweise schwer auszuhalten. Und manchmal, wenn er sich wohlig zusammenkrampfend am Fussboden liegt, währenddessen eine seiner neuen Kompositionen abgespielt wird, ertrage ich es nicht.